Klischee und Wirklichkeit
Die heutige Zeitungslektüre bietet noch einmal (auch dem Karnevalsmuffel) eine schöne Gelegenheit, die jecken Tage (der Anderen) Revue passieren zu lassen. Die Mottowagen insbesondere der Düsseldorfer Karnevalisten waren wie jedes Jahr wieder sehr politisch „aufgehängt“. Das Problem dabei: Nicht jeder versteht sie als Spaß. Protest regt sich nun am Tag danach – welch´ Wunder – vor allem aus der islamischen Ecke. Auf einem Zugwagen waren abgebildet zwei bis an die Zähne bewaffnete Mullahs, welche sich bis ins Detail glichen. Eine Figur trug die Aufschrift „Klischee“, die zweite Figur die Aufschrift „Wirklichkeit“. Als der Wagen gestern im Fernsehen gezeigt wurde, meinte ich noch zu meiner Frau: „Warte es ab! Das gibt morgen bestimmt wieder eine heftige Reaktion.“ Und siehe da: Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat sich schon gerührt (vgl. RP-Online-Artikel). Statt sich zu überlegen, warum das Bild des Islam in Deutschland (und anderen Ländern) so ist, wie es der Karnevalswagen wiedergegeben hat, wird direkt mit scharfen Worten geschossen. Ich empfehle da einen Blick in die allabendlichen TV-Nachrichtensendungen. Es vergeht kein Tag, an dem nicht über blutige Anschläge mit „islamistischem Hintergrund“ berichtet wird. Die Glaubensbrüder bekämpfen sich ja sogar untereinander. Für viele Andersgläubige ergibt sich daraus das Bild einer aggressiven, intoleranten, nach Allmacht strebenden Religion. Da erscheint es einerseits logisch und konsequent, dass der Zentralrat der Muslime dieses Bild versucht, als Zerrbild aufzulösen. Fraglich ist nur, ob scharfe Kritik an der Kritik das geeignete Mittel darstellt. Geeigneter wäre wohl ein Sich-klar-Distanzieren von Gewalttaten.
dmkoch - 20. Feb, 13:29