Freitag, 21. Dezember 2007

Durchsagen-Lyrik

In Deutschlands Betrieben wird es in der Weihnachtszeit heimelig. In vielen Abteilungen wird der „Team-Spirit“ durch gemeinsame Frühstücke gefördert. Man kennt das ja noch aus der Schule von den letzten Leistungskurs-Stunden vor den großen Ferien. Jeder bringt von einer Liste etwas mit, dann ist mehr oder weniger für alle gesorgt. Ich entschied mich für das Mitbringen von so praktischen Artikeln wie Sekt und Kräuter-Frischkäse.

Als weniger praktisch erwies sich die Wahl der Einkaufsdestination. Weil quasi auf dem Arbeitsweg gelegen, steuerte ich Kaufland an. Männer dieser Welt, wenn Ihr nur zwei Artikel besorgen müsst, steuert NIE, aber auch wirklich NIE einen Kaufland oder Real an. Jedenfalls nicht um dort auf die Schnelle mal eben das Spiel „2 aus 5.000 auf 5.000“ zu spielen. Zwei Artikel auszuwählen aus einem Spektrum von rund 5.000 Artikeln, die wiederum auf einer Fläche von 5.000 Quadratmetern verteilt sind, kann nämlich Männer überfordern (während sie Frauen zum Kauf von mehr als nur zwei von 5.000 Artikeln verleitet).

Und obwohl ich eigentlich für zwischenzeitliche mediale Ablenkung immer zu haben bin, haben mich die Durchsagen nicht wirklich erheitert.

„23 bitte zu Zucker und Mehl“ – Die arme 23, dachte ich mir. Welche Dramen mögen sich wohl bei Zucker und Mehl abgespielt haben? Ist hier eine Palette des staubigen Mixes aus Backzutaten umgefallen und dabei aufgeplatzt? Wurde womöglich eine Flasche des benachbarten Sirups mitgerissen? NIEMALS MÖCHTE ICH IN MEINEM LEBEN ZUR 23 DEGRADIERT ZU ZUCKER UND MEHL KOMPLEMENTIERT WERDEN.

Zwischendurch ein langweiliger Durchsagen-Klassiker: „85 bitte 43“ – Heißt soviel wie: „Hey, 85, lös´ mich endlich ab. Ich, die 43, will jetzt langsam auch mal in die Kaffee-Pause.“ Geschenkt, man(n) muss nicht weiter hinhören.

Doch dann kam eine Durchsagen-Denksportaufgabe: „17 bitte 3 Fernruf“ – Als alter Einzelhandelshase, der mal für ein paar Wochen in einem Kaufhaus gejobbt hatte, horcht man auf. Die 17 steht nämlich üblicherweise für das stille Örtchen. Wie sollte also die Durchsage zu verstehen sein?

Interpretationsversuch: „Die faule Ratte, die sich gerade zum wiederholten Male aufs stille Örtchen verdrückt hat, nimmt an Apparat 3 jetzt aber mal ganz zackig den Anschiss aus der Zentrale entgegen.“ An dieser Stelle darf getrost die Interpretation erweitert werden um den Verdacht, dass die Zentrale keine Super-Flat gebucht hat, sonst bestünde hier nicht so eine Eile, ans Telefon zu hetzen.

Wie im richtigen Leben wird natürlich auch bei Kaufland das Highlight-Programm der Durchsagen unterbrochen von kurzer Werbung. „Heute im Angebot an der Fleisch-Theke – ein Kilo Bauchfleisch für nur....“

Ich habe der Versuchung „ein Kilo Bauchfleisch“ widerstanden und mich dann doch auf den Kräuter-Frischkäse und den Sekt beschränkt. Der ganze Vorgang hat in der Weite des Kaufland-Angebotes 25 Minuten für sich beansprucht. Wahrlich keine Glanzleistung! Aber eine team-spirit-fördernde Maßnahme fordert schließlich auch ein bisschen Einsatz. Ob die Runde der Kolleginnen das zu würdigen weiß?

Familie Koch

Düsseldorf

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