Nokia im Bann
Politiker haben es vorgemacht. Und jetzt folgen die ersten Unternehmen. Sie verbannen alle Nokia-Handys aus ihren Inventarlisten und fühlen sich damit moralisch aus dem Schneider. Auch im Freundeskreis ist der Ärger über Nokia groß und haben die Finnen wohl hinsichtlich der Neuanschaffung von Geräten ganz schlechte Karten.
Als PR-Manager betrachte ich das Thema natürlich unter Aspekten der Krisenkommunikation. Und hier hat Nokia nicht nur meiner Meinung nach (wie die aktuelle Berichterstattung zeigt) versagt und zwar auf der ganzen Linie. Allein aus diesen Gründen darf sich das Unternehmen über die aktuelle Stimmungslage nicht wundern.
Wenn „bad news“ zu verkünden sind, dann gilt es vorher alle Fakten zur Stützung dieser Nachrichten zusammen zu tragen. Im Falle von Nokia: Welchen Anteil hat das Werk in Bochum an der jährlichen Weltproduktion gehabt? Wie hoch war im Vergleich dazu der Anteil der Personalkosten des Bochumer Werks an den gesamten weltweiten Personalkosten in der Produktion? Wie stark sind in den letzten Monaten die Margen unter Druck geraten im Kampf mit dem Wettbewerb? Ist es ein relativ einfacher oder ein sehr komplexer Vorgang, Handys zusammenzusetzen? Hätte man in das Werk in Bochum in absehbarer Zeit investieren müssen? Ist Deutschland überhaupt noch ein wichtiger Absatzmarkt? Oder sind mittelpreisige Angebote für den Absatz in Schwellenländern aktuell vielleicht lukrativer (und damit auch eine Produktion dort)?
Man hätte schlicht simulieren müssen, welche Fragen sich die Öffentlichkeit im Zusammenhang mit der Werkschließung stellt. Und darauf hätte man Antworten parat haben müssen. Nicht erst im Nachhinein, zusammengetragen durch hartnäckiges journalistisches Nachfragen.
Und dann hätte man vor allem zuerst auf die rechtzeitig zugehen müssen, die von der Nachricht unmittelbar betroffen sind – die Mitarbeiter. Hätte und müssen – hat man aber offenbar nicht. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Mitarbeiter total überrascht waren. Manche fühlten sich erst durch die Medien richtig informiert über die Nachricht der Werkschließung.
In der Sache selbst hatten einige meinungsstarke Medien wie die Financial Times, das Handelsblatt oder auch die Rheinische Post noch eine gewisse Milde mit Nokia walten lassen. Tenor: Billige Produktion funktioniert halt in Deutschland nicht, dumm, wer dafür als Politiker auch noch mächtig Subventionen springen lässt.
Diese mediale Steilvorlage hat Nokia nicht genutzt. Antworten auf die eingangs skizzierten Fragen wurden nur spärlich gestreut, bis sie jetzt auch keinen mehr interessieren.
Was dem sprachlosen Mitarbeiter und Betrachter an dieser Stelle bleibt, ist ein gehöriges Maß an Schadenfreude. Nokia glaubte, nach gängiger Investorenmanier seinen Vorteil ganz genau berechnet zu haben. Den nun in Deutschland fabrizierten Image-Schaden haben sie in dieser Intensität sicherlich nicht einkalkuliert.
Die Finnen mögen für ihre Entscheidung nachvollziehbare Gründe gehabt haben. Wie sie ihre Entscheidung umgesetzt haben, war eines verantwortungsvoll agierenden Weltkonzerns unwürdig. Oder, um es mit dem Claim des Unternehmens auf den Punkt zu bringen: Nokia – disconnecting people!
Als PR-Manager betrachte ich das Thema natürlich unter Aspekten der Krisenkommunikation. Und hier hat Nokia nicht nur meiner Meinung nach (wie die aktuelle Berichterstattung zeigt) versagt und zwar auf der ganzen Linie. Allein aus diesen Gründen darf sich das Unternehmen über die aktuelle Stimmungslage nicht wundern.
Wenn „bad news“ zu verkünden sind, dann gilt es vorher alle Fakten zur Stützung dieser Nachrichten zusammen zu tragen. Im Falle von Nokia: Welchen Anteil hat das Werk in Bochum an der jährlichen Weltproduktion gehabt? Wie hoch war im Vergleich dazu der Anteil der Personalkosten des Bochumer Werks an den gesamten weltweiten Personalkosten in der Produktion? Wie stark sind in den letzten Monaten die Margen unter Druck geraten im Kampf mit dem Wettbewerb? Ist es ein relativ einfacher oder ein sehr komplexer Vorgang, Handys zusammenzusetzen? Hätte man in das Werk in Bochum in absehbarer Zeit investieren müssen? Ist Deutschland überhaupt noch ein wichtiger Absatzmarkt? Oder sind mittelpreisige Angebote für den Absatz in Schwellenländern aktuell vielleicht lukrativer (und damit auch eine Produktion dort)?
Man hätte schlicht simulieren müssen, welche Fragen sich die Öffentlichkeit im Zusammenhang mit der Werkschließung stellt. Und darauf hätte man Antworten parat haben müssen. Nicht erst im Nachhinein, zusammengetragen durch hartnäckiges journalistisches Nachfragen.
Und dann hätte man vor allem zuerst auf die rechtzeitig zugehen müssen, die von der Nachricht unmittelbar betroffen sind – die Mitarbeiter. Hätte und müssen – hat man aber offenbar nicht. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Mitarbeiter total überrascht waren. Manche fühlten sich erst durch die Medien richtig informiert über die Nachricht der Werkschließung.
In der Sache selbst hatten einige meinungsstarke Medien wie die Financial Times, das Handelsblatt oder auch die Rheinische Post noch eine gewisse Milde mit Nokia walten lassen. Tenor: Billige Produktion funktioniert halt in Deutschland nicht, dumm, wer dafür als Politiker auch noch mächtig Subventionen springen lässt.
Diese mediale Steilvorlage hat Nokia nicht genutzt. Antworten auf die eingangs skizzierten Fragen wurden nur spärlich gestreut, bis sie jetzt auch keinen mehr interessieren.
Was dem sprachlosen Mitarbeiter und Betrachter an dieser Stelle bleibt, ist ein gehöriges Maß an Schadenfreude. Nokia glaubte, nach gängiger Investorenmanier seinen Vorteil ganz genau berechnet zu haben. Den nun in Deutschland fabrizierten Image-Schaden haben sie in dieser Intensität sicherlich nicht einkalkuliert.
Die Finnen mögen für ihre Entscheidung nachvollziehbare Gründe gehabt haben. Wie sie ihre Entscheidung umgesetzt haben, war eines verantwortungsvoll agierenden Weltkonzerns unwürdig. Oder, um es mit dem Claim des Unternehmens auf den Punkt zu bringen: Nokia – disconnecting people!
dmkoch - 28. Jan, 16:38