Freitag, 29. August 2008

Kranke Karte

Es sollte eines der größten IT-Projekte des Landes werden. Jetzt mutiert die elektronische Gesundheitskarte zum Rohrkrepierer. Berufsbedingt habe ich als PR-Manager viel mit Unternehmen der Medizintechnikbranche zu tun. Entsprechend aufmerksam habe ich gestern in der Rheinischen Post den Artikel „Entleerte Gesundheitskarte“ gelesen. Seit Jahren schon wartet Deutschland auf die Einführung von elektronischen Gesundheitskarten. Als Wunderwaffe wurden sie ja auch gepriesen. Ursprünglich war angedacht, auf einem Kartenchip nicht nur die Personendaten der Patienten zu speichern, sondern auch digitalisierte Rezepte. Ferner sollte die elektronische Gesundheitskarte (eGK) wie eine Art Zugangsschlüssel fungieren. Eingesteckt in ein Terminal beim Arzt sollte selbiger Zugriff erhalten auf eine zentral auf einem Server abgespeicherte Patientenakte. Vorteil: Man hat sofort alle Daten des Patienten, seinen Behandlungsprozess sowie Medikationen im Blick.

Einfache Dinge funktionieren in Deutschland aber nicht einfach. Technisch wäre so gut wie alles möglich. Doch die Bedenkenträger lauern überall. Mehr als 1.000 Gründe wurden vorgeschoben, vor allem Aspekte des Datenschutzes. Das sei doch alles zu gefährlich. Der Patient werde gläsern. Jede Krankheit werde für jeden transparent (...). Jetzt kommt die Karte trotzdem. Und sie kommt als Mogelpackung. Erst einmal wird die Karte – wie bisher – die Personendaten der Versicherten enthalten, einen Auslandskrankenschein auf der Rückseite und (das ist wirklich neu) ein Foto des Patienten. Missbrauch ausgeschlossen!

Die Wahrheit, warum die Karte in dieser kastrierten Form jetzt eingeführt wird, werden die Lobbygruppen der Ärzte, Krankenkassen und Apotheker den Patienten natürlich verschweigen. Weil sie sich für diese Gruppen nicht gerechnet hätte. Die Karteninfrastruktur kostet Geld. Doppeluntersuchungen oder Verschreibungen könnten aber durch den zentralen Zugriff auf Patientendaten vermieden werden, entsprechende lukrative Abrechnungen inklusive.

Ich beobachte den Markt schon länger. Meine Einschätzung: Die Karten-Blockierer werden sich nicht lange an ihrem Sieg erfreuen können. Der Patient wird schon bald keine Karte mehr benötigen. Der amerikanische Markt macht es vor. Hier führen gerade die Software-Gigangen Google und Microsoft elektronische Patientenakten nach Art privater Online-Accounts ein. Die Angebote heißen Google Health und HealthVault und greifen den Trend auf, dass immer mehr Patienten ihre Gesundheitsdaten selbst verwalten und jederzeit einsehen wollen. Weil sie eben keine Lust haben, bei jedem Arzt immer wieder die gleichen Untersuchungen über sich ergehen zu lassen.

In Deutschland wäre das nicht möglich? Da sollte sich mal kein Halbgott in Weiß verschätzen. Mit Akteonline.de steht ein kleinerer Service bereits in den Startlöchern.

Das Totschlag-Argument „Datenschutz“ dürfte nicht ziehen. Bankdaten sind mindestens genauso sensibel und das Online-Banking hat sich trotzdem durchgesetzt. Und wer erinnert sich nicht an den Abschluss seiner Lebensversicherung. Ohne Einwilligung, dass der Hausarzt von seiner ärztlichen Schweigepflicht entbunden wird und die Versicherung Zugang zu sensiblen Gesundheitsinformationen erhält, kann man solche Versicherungen überhaupt nicht mehr abschließen.

So dürfte für Deutschland also gelten: Die Karte kommt und keinen braucht es zu interessierten. Die Zukunft heißt Akte 2.0!

Familie Koch

Düsseldorf

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