Von der Realität und virtuellen Fakes
Die Web-Euphorie ebbt ab. Sagen die Zukunftsforscher. Die Realität wird über „virtuelle Fakes“ siegen.
Kürzlich berichtete ich über ein paar Tage Online-Abstinenz (Titel „Offline“). Ich, der Online-Junkie, hatte so viel um die Ohren, dass ich einfach keinen Bock mehr auf Vernetzung mit „Gott und der Welt“ hatte. Der Rechner blieb aus. Die Tastatur blieb unbenutzt und Entzugserscheinungen wollten sich nicht einstellen.
Wie ich jetzt einem Zeitungsartikel entnehmen konnte, war das offenbar nur die ganz persönliche Vorwegnahme eines sich andeutenden Trend. Die Menschen gingen demnach immer öfter offline. 2,6 Millionen Menschen in Deutschland bezeichneten sich bereits als „Ex-Onliner“. Der Trend zu mehr digitaler Enthaltsamkeit werde sich verstärken.
Auf den Punkt gebracht: Durch intensive Nutzung von Online-Foren und Kontaktplattformen hätten viele Leute gemerkt, dass ihnen reale Bindungen doch mehr bedeuteten als „digitale Fakes“.
Meine eigene Erfahrung sieht differenzierter aus. Ja, man kann feststellen, dass sich viele Menschen sehr intensiv mit virtuellen (also nicht von Angesicht zu Angesicht präsenten) Kontakten abgeben und dabei ihre realen Gegenüber vernachlässigen. Stimmt nicht? Oh doch! Diese Erfahrung macht man regelmäßig. Da ist der Vorgesetzte, der in einem realen Feedback-Gespräch permanent auf seine Mail-Maschine in die virtuellen Welten blickt. Wahrscheinlich macht er dies ebenso, wenn er sich dann real mit einem dieser virtuellen Kontakte zum Meeting trifft. Da ist die Frau, die kurz nach Beginn des Abendessens lieber das Telefonat mit einer Freundin entgegennimmt, um es während der sich stark abkühlenden Mahlzeit stundenlang fortzusetzen. Dass sich nicht nur Nudeln & Co. dabei rasant schnell abkühlen, sondern nebenbei auch die Stimmung des Partnern, registriert sie nicht.
Doch es gibt auch den Segen der virtuellen Vernetzung. Als Fan einer Fußballmannschaft, die fernab rheinischer Gefilden kickt, kann man(n) endlos mit Seinesgleichen über Erfolg und Miss-Erfolg diskutieren, während das Gespräch hierzu in der heimischen Eckkneipe schnell ins Leere laufen würde. Auch findet man in den Weiten des Netzes garantiert immer jemanden, der gerade an genau dem gleichen Problem zu kauen hat, der genau die gleiche Krankheit zu besiegen hat, der seine Erfahrungen mit dem neuen Automodell ebenfalls sofort mitteilen will – das Netz macht seinem Namen in diesen Fällen alle Ehre. Es vernetzt Gleichgesinnte weltweit und mögen es noch so wenige davon sein.
Wo geht die Reise also wirklich hin? In Zeiten einer Vergreisung und Versingleung der Gesellschaft werden „digitale Fakes“ wohl kaum zum rückläufigen Trend. Wem in der realen Welt das soziale Netz fehlt, der wird es sich (notgedrungen) in den virtuellen Welten suchen. Die Anderen werden vielleicht zu mehr Sachlichkeit zurückfinden. Dort, wo die realen Bindungen ihren Nährboden finden, z. B. in Restaurants, Kneipen oder Lounges werden Smartphones und Laptops immer öfter ausgeschaltet bleiben.
Wer wollte schon ernsthaft mit seinem Notebook ein Tête-á-tête eingehen? Wo sollte man hin mit dem zweiten bestellten Latte Macchiato? Es sieht halt verdammt blöd aus, ihn über die Tastatur zu kippen. Und es macht das Leben sicher nicht lebenswerter...
Kürzlich berichtete ich über ein paar Tage Online-Abstinenz (Titel „Offline“). Ich, der Online-Junkie, hatte so viel um die Ohren, dass ich einfach keinen Bock mehr auf Vernetzung mit „Gott und der Welt“ hatte. Der Rechner blieb aus. Die Tastatur blieb unbenutzt und Entzugserscheinungen wollten sich nicht einstellen.
Wie ich jetzt einem Zeitungsartikel entnehmen konnte, war das offenbar nur die ganz persönliche Vorwegnahme eines sich andeutenden Trend. Die Menschen gingen demnach immer öfter offline. 2,6 Millionen Menschen in Deutschland bezeichneten sich bereits als „Ex-Onliner“. Der Trend zu mehr digitaler Enthaltsamkeit werde sich verstärken.
Auf den Punkt gebracht: Durch intensive Nutzung von Online-Foren und Kontaktplattformen hätten viele Leute gemerkt, dass ihnen reale Bindungen doch mehr bedeuteten als „digitale Fakes“.
Meine eigene Erfahrung sieht differenzierter aus. Ja, man kann feststellen, dass sich viele Menschen sehr intensiv mit virtuellen (also nicht von Angesicht zu Angesicht präsenten) Kontakten abgeben und dabei ihre realen Gegenüber vernachlässigen. Stimmt nicht? Oh doch! Diese Erfahrung macht man regelmäßig. Da ist der Vorgesetzte, der in einem realen Feedback-Gespräch permanent auf seine Mail-Maschine in die virtuellen Welten blickt. Wahrscheinlich macht er dies ebenso, wenn er sich dann real mit einem dieser virtuellen Kontakte zum Meeting trifft. Da ist die Frau, die kurz nach Beginn des Abendessens lieber das Telefonat mit einer Freundin entgegennimmt, um es während der sich stark abkühlenden Mahlzeit stundenlang fortzusetzen. Dass sich nicht nur Nudeln & Co. dabei rasant schnell abkühlen, sondern nebenbei auch die Stimmung des Partnern, registriert sie nicht.
Doch es gibt auch den Segen der virtuellen Vernetzung. Als Fan einer Fußballmannschaft, die fernab rheinischer Gefilden kickt, kann man(n) endlos mit Seinesgleichen über Erfolg und Miss-Erfolg diskutieren, während das Gespräch hierzu in der heimischen Eckkneipe schnell ins Leere laufen würde. Auch findet man in den Weiten des Netzes garantiert immer jemanden, der gerade an genau dem gleichen Problem zu kauen hat, der genau die gleiche Krankheit zu besiegen hat, der seine Erfahrungen mit dem neuen Automodell ebenfalls sofort mitteilen will – das Netz macht seinem Namen in diesen Fällen alle Ehre. Es vernetzt Gleichgesinnte weltweit und mögen es noch so wenige davon sein.
Wo geht die Reise also wirklich hin? In Zeiten einer Vergreisung und Versingleung der Gesellschaft werden „digitale Fakes“ wohl kaum zum rückläufigen Trend. Wem in der realen Welt das soziale Netz fehlt, der wird es sich (notgedrungen) in den virtuellen Welten suchen. Die Anderen werden vielleicht zu mehr Sachlichkeit zurückfinden. Dort, wo die realen Bindungen ihren Nährboden finden, z. B. in Restaurants, Kneipen oder Lounges werden Smartphones und Laptops immer öfter ausgeschaltet bleiben.
Wer wollte schon ernsthaft mit seinem Notebook ein Tête-á-tête eingehen? Wo sollte man hin mit dem zweiten bestellten Latte Macchiato? Es sieht halt verdammt blöd aus, ihn über die Tastatur zu kippen. Und es macht das Leben sicher nicht lebenswerter...
dmkoch - 28. Nov, 10:05