Mittwoch, 10. Dezember 2008

Wehret der Krise

Die Experten überschlagen sich. Deutschland droht die super-brutal-ganz-schlimm-noch-viel-schlimmer Horror-Rezession. Mein Chef hält dagegen...

Deutschland hat für alles seine Experten. Dem Wesen dieser Experten entspricht es, sich mit Weisheiten zu Wort zu melden. Oft werden Dinge als Weisheit verkündet, die eigentlich jeder logisch denkende Mensch auch so von sich geben würde. Das würde nur Niemanden interessieren.

Aber auch von den vermeintlichen Experten gibt es zu viele. Um nun nicht in der breiten Masse der Experten und Pseudo-Experten unterzugehen, belieben Experten gern ihre Meinung zuzuspitzen. Und so vergeht kaum ein Tag, an dem die derzeitige wirtschaftliche Lage nicht von irgendeinem Experten schlimmer geredet wird, als von den Experten an den Tagen zuvor dies eh´ schon getan wurde.

Da Wirtschaft aber erheblich auch von Psychologie geleitet wird - die Menschen halten schließlich unabhängig von der tatsächlichen Situation ihr Geld zusammen, wenn sie schlimme Befürchtungen für die Zukunft haben – gilt es Zeichen gegen das stetige Verschlimmern der Lage durch stetig sich verschlimmernde Kommentare zu setzen.

Mein Chef hat in diesem Sinne alle in unserem Unternehmen überrascht. Gerade erst hatte unser Betriebsrat eine sehr gute Lohnerhöhungsrunde durchgesetzt, die Finanzkrise hatte Deutschland noch nicht im Griff. Es stand dieser Tage die jährliche Betriebsversammlung an.

Was hätte man von seinem Chef an einem solchen Tag erwartet? Das Wahrscheinlichste wäre eine Rede gewesen, in der sich der Chef vor die Versammlung stellt und die Lohnrunde als im Nachhinein viel zu hoch geißelt. Die meisten Chefs hätten ein düsteres Bild von der Zukunft gemalt und schon einmal durchblicken lassen, dass die letzte Lohnerhöhung wohl in dieser Form so hoch auf lange Zeit nicht mehr ausfallen würde.

Und was machte mein Chef? Ja, von Krise war auch ein bisschen die Rede. Aber das Geschäft sei unter dem Strich gut gelaufen, die Erwartungen seien so schlecht nun auch wieder nicht und daran habe die „Crew“ ihren Anteil. Als jeder das Ende der Ausführungen erwartete, kam nicht das Ende, sondern der Höhepunkt der Ausführungen. Laut Chef erhalten alle Mitarbeiter mit der Dezember-Abrechnung zusätzlich noch einmal 500 Euro extra. Trotz allgemeiner Krise, trotz hoher Lohnabschlüsse, einfach so!

Eigentlich müsste ich den Namen meiner Firma an dieser Stelle nennen. Da ich aber in der PR für dieses Unternehmen arbeite, möchte ich mich nicht dem Verdacht aussetzen, ich würde diese Plattform zu Promotion-Zwecken missbrauchen.

Ungeachtet dessen sind das Experten-Aussagen, die unser Land wirklich braucht. Den gewünschten psychologischen Effekt hat besagter Chef jedenfalls erreicht. Während in den Zeitungen darüber berichtet wird, dass all überall das Weihnachtsgeld gestrichen wird, schätzen sich wohl die Meisten froh, in unserem Unternehmen arbeiten zu können. Die üblichen Lästereien über die eigene Firma entfielen im Rahmen der Betriebsversammlung fast vollständig.

Natürlich mag man jetzt dagegenhalten, vielen Unternehmen gehe es so schlecht, dass solche Aktionen eben nicht überall möglich seien.

Aber wenn alle Chefs von Unternehmen, in denen es prinzipiell noch möglich wäre, so agieren würden wie mein Chef (statt die Krise als billigen Vorwand für Einsparungen zu nutzen), dann wäre das schon ein starkes Auflehnen gegen die Krise.

Die Weihnachtsgruß-Rationalisierer - Teil II

Vor einem Jahr ist mir die Firma "Print Production" aufgefallen durch - in meinen Augen - besonders "herzlich" übermittelte Weihnachtsgrüße (Hier geht es zum Beitrag von einst!).

Was wohl dieses Jahr kommen würde von dieser Firma? Gar kein Gruß mehr? Das wäre wenigstens richtig konsequent und würde mich auch nicht weiter ärgern.

Doch diese eigentlich auf Printprodukte spezialisierte Firma weiss dem ganzen Gruß-Prozedere noch die Krone der Grußkunst aufzusetzen.

Es erreichte mich heute wieder eine Mail mit dem knappen Betreff "Weihnachtsgruß". Es war wieder ohne jegliches Anschreiben nur eine PDF-Datei enthalten. Und diese enthielt, welch Gipfel der herzlosen Grußhingabe, das gleiche Zitat von Wilhelm von Humboldt wie anno 2007: „Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben!“

Vor so viel Herzlosigkeit hinsichtlich zwischenmenschlicher Verbindungen möchte ich im nächsten Jahr verschont bleiben. Deshalb habe ich der Firma mit einem Link auf diesen Beitrag entsprechend geantwortet.

Merke! Wer nicht wirklich grüßen will, sollte besser schweigen.

Familie Koch

Düsseldorf

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