Freitag, 2. Februar 2007

Rote Karte an Gelber Tonne?

Deutschland nimmt es ja gern stets ganz genau. Einfach geht in Deutschland nicht einfach einfach, so lange es auch kompliziert geht. Und Denunzieren sowie Oberlehrerhaftigkeit waren auch schon immer deutsche Stärken. Wenn sich jetzt die deutsche Kompliziertheit mit Denunziantentum sowie Oberlehrerhaftigkeit paart, schimpft sich das Ergebnis: Mülltrennung!

Lt. Stadtwerke Düsseldorf/ AWISTA sollen zukünftig an falsch befüllte Gelbe Tonnen rote Aufkleber angebracht werden. Zugleich wird die betreffende Tonne so lange nicht abgeholt, bis alles wieder sorgfältig sortiert wurde. Wie das in einem Müllcontainer einer Gemeinschaftswohnanlage vonstattengehen soll, ist mir schleierhaft.

Die Vorstellung, dass erst ein Mitarbeiter der AWISTA peinlichst genau den Container durchwühlt, um danach selbige Tonne den schuldigen und unschuldigen Anwohnern in vollem Zustand zum nochmaligen Durchwühlen stehenzulassen, mutet gerade zu pervers an. Haben wir in Deutschland keine dringenderen Probleme zu lösen?

Im Müll wühlen sollte eigentlich nur Kennzeichen einer unzivilisierten Gesellschaft am untertesten Rand der Armutsskala sein.

Da bleibt nur die Empfehlung, im Zweifel alles in die Restmülltonne zu werfen. Die Eintonnenlösung – welche wir früher schon einmal hatten – scheint auch aus ökologischer Sicht sinnvoller (vgl. Innovationsreport).

Das will zwar die Gesellschaft „Grüner Punkt“ als Betreiber der Gelben Tonnen nicht wahrhaben. Aber sie verdient ja mit der bisherigen Lösung auch viel, viel Geld.

Apropos Geld: Bekommen eigentlich Firmen, welche ihre Waren in Papierverpackungen ausliefern und zwingend für den „Grünen Punkt“ bezahlen müssen, ihr Geld zurück? Denn Papier- oder Glasverpackungen mit „Grünem Punkt“ dürfen gar nicht in die Gelbe Tonne. Sonst wäre es ja zu einfach. Nein, dafür gibt es getrennte Container und sogar ein sensationell kompliziertes Mehrweg-Rücknahme-System.

Und es geht noch komplizierter! Wer zum Beispiel aus dem Urlaub eine Blechdose mitbringt, darf die nicht so ohne weiteres in eine deutsche Gelbe Tonne werfen. Blech gehört zwar darein, aber nur deutsches Blech mit dem „Grünen Punkt“, sonst zückt der Hilfssheriff von der AWISTA die rote Karte. Rassentrennung in Müll sozusagen!

Interessant ist auch, der Müllverbrennung in Düsseldorf-Flingern mal einen Besuch abzustatten. Dort fahren Restmüll-Müllwagen vor und kippen ihre Fracht in einen Schacht, welcher direkt in die Verbrennung führt. Nur wenig später fahren Papiermüll-Müllwagen vor, welche ihre Fracht in den gleichen Schacht abladen. Das wiederum erklärt die AWISTA ganz einfach. Der Verbrennungsgrad des Mülls sei nur bei bestimmten Temperaturen besonders gut, weshalb man Papier dem normalen Restmüll beimischt. Wie gut, dass man seine alten Zeitungen tagelang im Kombi durch die Gegend zu einem speziellen Container gekarrt hat!

Ebenfalls Kopfschütteln verursacht der Blick auf Nummernschilder von Müll-LKW, die deutsche Müllverbrennungsanlagen ansteuern. Gut möglich, dass sie Indiz für die Herkunft aus Italien, Belgien oder Holland sind. Denn mangels Auslastung werden gern auch Müllaufträge aus dem Ausland entgegengenommen. Die Frage, ob und wie dieser Müll sortiert ist, erübrigt sich an dieser Stelle.

Es gibt Momente in denen man leider förmlich spürt, wie Deutschland sukzessive geistig verblödet. Bitter!
macblogger (Gast) - 4. Feb, 23:17

Detektor

Bei uns werden die Biotonnen mittels Metalldetektor am Müllwagen überprüft... Dabei sind die Teile so empfindlich, dass eine Sicherheitsnadel eine rote Karte provoziert, da in Deutschland im Biomüll kein Metall enthalten sein darf, bleibt die Tonne ungeleert stehen...
Das weiss hier jeder, so dass als Streich gerne eine Coladose, oder ähnliches, in die an der Strasse bereitgestellten Tonnen geworfen wird...
Die Folge sind ungeleerte Tonnen, die man auf der 25 km entfernten Deponie, für viele Euros entsorgen muss...
Dieses Spielchen wiederholt sich immer wieder, bis ich den Schlaumeier irgendwann mal gestellt habe, denn:
Du bist Deutschland, bis der Arzt kommt...

dmkoch - 5. Feb, 08:27

Das ist ja wirklich saublöd. Wer an so etwas Spaß hat, muss wirklich das Hirn gegen ein feuchtes Brötchen getauscht haben. Danke übrigens für den Tipp. Da werde ich mal bei unseren in der Gemeinschaftsanlage frei zugänglichen Bio-Tonnen drauf achten. Wir haben unterdessen noch ein ganz anderes Problem. Bei uns findet sich soviel falsch sortierter Müll in den gelben Tonnen, dass wir mittlerweile den Verdacht haben, dass es gar nicht Bewohner der Wohnanlage sind, die ihren Müll so wenig sachgerecht trennen, sondern dass es Mülltrittbrettfahrer sind. Übrigens: Netten Rechner hast Du. Die mit der Apfelkitsche sind auch mein Favorit.
gab (Gast) - 21. Feb, 20:33

Wo liegt der Beweis?

Wie kann die AWISTA denn nachweisen, dass die Tonne falsch befüllt war? Der Kontrolleur pappt den Aufkleber auf die Tonne und verschindet wieder. Man ist der Willkür ausgeliefert? Auch wenn der Inhalt eigentlich rundum OK ist, hat man keine Möglichkeit Widerspruch einzulegen. Vielmehr bietet die AWISTA einen kostenpflichtigen Service an, um die nachträglich "richtig" sortiere Tonnne zwischen durch doch abzuholen. Sicherlich ein lukratives Zugeschäft. Man möchte fast annehmen, der Kontrolleur klebt auf Provision.
Kann man am Ende sein Geld zurückfordern, wenn die Tonner nicht abgeholt wird?

Familie Koch

Düsseldorf

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