Die Weihnachtsgruß-Rationalisierer
Weihnachtszeit ist Grußzeit. Bei wem man sich das ganze Jahr über nicht gemeldet hat, MUSS man sich einfach jetzt melden oder man kann es gleich bleiben lassen. Zum Beispiel kann man es dann bleiben lassen, wenn die Grüße gar nicht „von Herzen“ kommen. So fallen insbesondere im Geschäftsverkehr vermehrt die Weihnachtsgruß-Rationalisierer auf. Motto: Wir müssen Weihnachtskarten schreiben. Das kostet aber eigentlich viel zu viel Zeit und – noch schlimmer – viel zu viel Geld.
Die Krönung erreicht mich gerade von der Firma „Print Production“. Wenn man den Namen dieser Firma liest und hört, dann horcht man eigentlich auf. Weihnachtsgrüße von der Firma „Print Production“ sollten geradezu ein Meisterwerk der Grußkunst darstellen. Was würde man also erwarten? Bütten mit Wasserzeichen, darauf Grüße wie in „echt“ mit Handschrift und Füller aufgetragen (und doch perfekt gedruckt)?! Alternativ vielleicht einen Adventskalender, in dem sich hinter jedem Türchen ein Wort des Weihnachtsgrußsatzes verbirgt?! Das wäre so meine Anspruchshaltung an Profis, die sich mit Druckproduktion beschäftigen.
Was ankam, war jedoch eine E-Mail mit dem besonders herzlichen Betreff „Weihnachtsgruß“. Von soviel Hingabe verleitet, habe ich natürlich sogleich die Mail angeklickt. Ich erblickte eine angehängte PDF-Datei mit der Bezeichnung „Weihnachtskarte_Koch.pdf“ – kein einleitender Satz, nichts (mit Ausnahme der im geschäftlichen Briefverkehr verbindlichen Absender-Signatur).
„Aha“, dachte ich – „Reduktion auf das Wesentliche“!
Unter besinnlicher Hochspannung öffnete ich die PDF-Datei. Was ich sah, übertraf alles, was ich in Bezug auf Weihnachtskarten und Grüße auf selbigen Karten bislang wahrnehmen durfte. Bestätigt wurde zum Beispiel die Erkenntnis, dass die Grafik-Vorlagen aus dem Microsoft-Office-Baukasten nicht zwingend dem Geschmacksempfinden eines jeden Users entsprechen müssen. So sprang in mein Auge ein dunkelgrünes Dreieck, welches wohl einen Tannenbaum symbolisieren sollte. In dieses Baum-Dreieck hatte jemand – ich habe den Praktikanten im Verdacht – weiße Sterne hineinkopiert.
Offenbar hatten aber selbst die Weihnachtsgruß-Rationalisierer von „Print Production“ nicht so recht Vertrauen in die Aussagekraft ihrer doch ein wenig arg reduzierten Ansprache, weshalb sie tief in die Rhetorik-Trickkiste für Weihnachtsgrüße griffen. Der PR-Profi weiß an dieser Stelle, dass sich Ausdruck und Glaubwürdigkeit durch ein Zitat einer bekannten Persönlichkeit untermauern lassen. Was unterdessen Wilhelm von Humboldt niemals hätte wissen und ahnen können, ist, dass er einmal mit einem seiner Denkanstöße auf der „Weihnachtskarte_Koch.pdf“ verewigt sein würde.
So heißt es auf der Karte der Gruß-Rationalisierer wörtlich „Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben“.
Übersetzt in die hart-herzliche Gruß-Realität der Gruß-Rationalisierer soll das wohl bedeuten: „Im Grunde sind es einfache PDF-Dateien von Mensch zu Mensch, die dem Leben seinen Wert geben“.
Gott behüte uns vor derartiger Wertlosigkeit menschlichen Lebens.
Die Krönung erreicht mich gerade von der Firma „Print Production“. Wenn man den Namen dieser Firma liest und hört, dann horcht man eigentlich auf. Weihnachtsgrüße von der Firma „Print Production“ sollten geradezu ein Meisterwerk der Grußkunst darstellen. Was würde man also erwarten? Bütten mit Wasserzeichen, darauf Grüße wie in „echt“ mit Handschrift und Füller aufgetragen (und doch perfekt gedruckt)?! Alternativ vielleicht einen Adventskalender, in dem sich hinter jedem Türchen ein Wort des Weihnachtsgrußsatzes verbirgt?! Das wäre so meine Anspruchshaltung an Profis, die sich mit Druckproduktion beschäftigen.
Was ankam, war jedoch eine E-Mail mit dem besonders herzlichen Betreff „Weihnachtsgruß“. Von soviel Hingabe verleitet, habe ich natürlich sogleich die Mail angeklickt. Ich erblickte eine angehängte PDF-Datei mit der Bezeichnung „Weihnachtskarte_Koch.pdf“ – kein einleitender Satz, nichts (mit Ausnahme der im geschäftlichen Briefverkehr verbindlichen Absender-Signatur).
„Aha“, dachte ich – „Reduktion auf das Wesentliche“!
Unter besinnlicher Hochspannung öffnete ich die PDF-Datei. Was ich sah, übertraf alles, was ich in Bezug auf Weihnachtskarten und Grüße auf selbigen Karten bislang wahrnehmen durfte. Bestätigt wurde zum Beispiel die Erkenntnis, dass die Grafik-Vorlagen aus dem Microsoft-Office-Baukasten nicht zwingend dem Geschmacksempfinden eines jeden Users entsprechen müssen. So sprang in mein Auge ein dunkelgrünes Dreieck, welches wohl einen Tannenbaum symbolisieren sollte. In dieses Baum-Dreieck hatte jemand – ich habe den Praktikanten im Verdacht – weiße Sterne hineinkopiert.
Offenbar hatten aber selbst die Weihnachtsgruß-Rationalisierer von „Print Production“ nicht so recht Vertrauen in die Aussagekraft ihrer doch ein wenig arg reduzierten Ansprache, weshalb sie tief in die Rhetorik-Trickkiste für Weihnachtsgrüße griffen. Der PR-Profi weiß an dieser Stelle, dass sich Ausdruck und Glaubwürdigkeit durch ein Zitat einer bekannten Persönlichkeit untermauern lassen. Was unterdessen Wilhelm von Humboldt niemals hätte wissen und ahnen können, ist, dass er einmal mit einem seiner Denkanstöße auf der „Weihnachtskarte_Koch.pdf“ verewigt sein würde.
So heißt es auf der Karte der Gruß-Rationalisierer wörtlich „Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben“.
Übersetzt in die hart-herzliche Gruß-Realität der Gruß-Rationalisierer soll das wohl bedeuten: „Im Grunde sind es einfache PDF-Dateien von Mensch zu Mensch, die dem Leben seinen Wert geben“.
Gott behüte uns vor derartiger Wertlosigkeit menschlichen Lebens.
dmkoch - 14. Dez, 09:53