Elternabend
Was ist schlimmer als eine Horde Erstklässler? – Die Horde der dazugehörigen Eltern! Wenn es für diese These einer Bestätigung bedurfte, dann habe ich sie gestern eindrucksvoll vermittelt bekommen. Denn der erste Elternabend stand an und ging auch schon richtig gut los – mit der Platzsuche. Herr Koch hatte sich einfach mal so an einen Tisch gesetzt auf einen Stuhl. An irgendeinen Tisch, auf irgendeinen Stuhl! Dafür erntete ich teils recht verstörte Blicke. Manche Eltern wussten nämlich, wo ihr Kind in der Klasse sitzt und wollten sich exakt dorthin setzen. Zum Glück gab es mehr Stühle als anwesende Eltern, so dass auch geistig etwas weniger flexibel gestrickte Erziehungsberechtigte am Ende doch noch ihren Platz fanden.
Vor dem nächsten Elternabend werde ich Junior mein Badehandtuch mitgeben. Damit kann er dann seinen Platz für mich markieren und freihalten. Sonst setze ich mich womöglich wieder falsch hin.
Die „Reise nach Jerusalem“ markierte jedoch erst den Start eines Elternabends, den ich nie vergessen werde. Durch eine vergleichbare Veranstaltung im Kindergarten war ich bereits vorgewarnt. Doch ein Kindergartenelternabend ist nichts im Vergleich zu einem Schulelternabend. Weil sich das Betroffenheitsempfinden mit zunehmendem Kindesalter bei den Eltern offenbar tatsächlich steigert. Es heißt ja auch trefflich: „Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen.“
Im Kindergarten wurde noch heiß über die Frage diskutiert, ob denn der Kakao XY gut für Kinder sei. Irgendeiner habe mal irgendeinem auf irgendeiner Gartenparty erzählt, er habe da was gelesen, dass nämlich besagter Kakao XY aus Milch von Kühen bestünde, die auf Wiesen grasten, in deren Nachbarschaft gen-manipulierter Mais angebaut würde. Gestern nun wurden alle anwesenden Eltern von der brutalen Kakao-Realität in Deutschland eingeholt. Denn ob gen-manipuliert oder nicht, ob von glücklichen Kühen oder nicht – Kakao enthält Zucker. Ein Schulkakao enthält ungefähr drei Würfelstücke Zucker und das sei lt. Klassenlehrerin halt ungesund. Man solle sich gut überlegen, ob man weiter Kakao für sein Kind bestellen wolle oder nicht. So relativ ist das also mit dem Kakao. Punkt!
Das Thema „Kopfläuse“ sollte vor Tagesordnungspunkt „Religionsunterricht“ eigentlich nur kurz gestreift werden. Kurze Ansage von der Klassenlehrerin: „Bitte informieren Sie uns umgehend, wenn Sie bei Ihrem Kind Läuse feststellen. Schicken Sie Ihr Kind nicht in die Schule. Gehen Sie in die Apotheke und besorgen sich ein entsprechendes Shampoo.“ Hatte die Dame wirklich geglaubt, so billig aus der Läuse-Nummer herauszukommen? Zumal sie auch noch erwähnte, man könne bei Gefahr von Kopfläusen bestimmte Shampoos auch präventiv einsetzen.
Wer im Kindergarten über gen-manipulierten Kakao diskutierte, der lässt sich doch nicht mit dem Hinweis auf den Gang zum Apotheker bei Kopfläusen einfach so „abspeisen“. Natürlich nicht! Es meldete sich eine Mutter, die über präventiv eingesetzte Mittelchen wetterte, was ihre Galle an Gift hergab. Einzig wöchentliche Kontrolle des Kindkopfes sei angesagt. Außerdem hielt sie noch einen Monolog über die genaue Diagnosestellung von Läusen. Nicht alles, was nach Läusen aussehe, seien auch Läuse. Und was vordergründig nach Schuppen aussehe, könne sehr wohl auch Lausbefall bedeuten. Wichtig sei auch, die genaue Entfernung zu bestimmen der unbestimmten Elemente vom Sitz im Haar bis zur Kopfhaut.
Ein ebenfalls von dem Thema geplagter Vater sah den Moment für sich gekommen und griff die Steilvorlage auf. Er habe eine Werbeagentur, die für einen namhaften Hersteller von Läuseshampoo Werbung mache. Und er kenne sich demnach mit der Thematik aus. Das sei wirklich alles ganz schlimm mit den Läusen, aber auch wiederum nicht, wenn man geeignete Mittelchen nehme. Aber – klar – nicht präventiv, sondern bei Lausbefall. Und er könne Broschüren zur Verfügung stellen (...).
JA, ES WAR GENAU SO! Es hat sich so zugetragen in Düsseldorf-Grafenberg am 27.08.2008. Und genauso lang wie dieser Blog-Eintrag zog sich der Abend hin. Es waren Leute dabei, die ihr Kind nicht in den Religionsunterricht schicken möchten, weil ihr Kind Angst vor der düsteren Atmosphäre in Kirchen habe. Andere wiederum verlangten von der Schulleitung, sie möge sich dafür einsetzen, dass das absolute Halteverbot vor der Schule (es handelt sich um eine vierspurige Bundesstraße plus Straßenbahntrasse) doch bitte für die Morgenstunden gelockert werden solle – usw. (...).
Beim Thema „Cash“ ging es abschließend dann doch ganz schnell! 30 Euro waren in die Klassenkasse einzuzahlen. Es wurde eine ganze Latte an entschuldigenden Begründungen für die Höhe der Summe angeführt. Und zumindest das war geeignet, den Eltern die Sprache zu verschlagen. Es wurde brav gezahlt und dann nachhause gegangen.
Man kann nur hoffen, dass kein Anwesender vom Hartz-IV-Regelsatz leben muss. Dem dürfte es gestern nicht nur die Sprache verschlagen, sondern auch noch eine schlaflose Nacht bereitet haben. Und der nächste Elternabend kommt bestimmt. Immerhin wird der Eintritt hierfür (noch) kostenlos sein. Dafür wird – garantiert – beste Unterhaltung geboten. Ob man dabei lachen oder weinen soll, bleibt jedem selbst überlassen.
Vor dem nächsten Elternabend werde ich Junior mein Badehandtuch mitgeben. Damit kann er dann seinen Platz für mich markieren und freihalten. Sonst setze ich mich womöglich wieder falsch hin.
Die „Reise nach Jerusalem“ markierte jedoch erst den Start eines Elternabends, den ich nie vergessen werde. Durch eine vergleichbare Veranstaltung im Kindergarten war ich bereits vorgewarnt. Doch ein Kindergartenelternabend ist nichts im Vergleich zu einem Schulelternabend. Weil sich das Betroffenheitsempfinden mit zunehmendem Kindesalter bei den Eltern offenbar tatsächlich steigert. Es heißt ja auch trefflich: „Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen.“
Im Kindergarten wurde noch heiß über die Frage diskutiert, ob denn der Kakao XY gut für Kinder sei. Irgendeiner habe mal irgendeinem auf irgendeiner Gartenparty erzählt, er habe da was gelesen, dass nämlich besagter Kakao XY aus Milch von Kühen bestünde, die auf Wiesen grasten, in deren Nachbarschaft gen-manipulierter Mais angebaut würde. Gestern nun wurden alle anwesenden Eltern von der brutalen Kakao-Realität in Deutschland eingeholt. Denn ob gen-manipuliert oder nicht, ob von glücklichen Kühen oder nicht – Kakao enthält Zucker. Ein Schulkakao enthält ungefähr drei Würfelstücke Zucker und das sei lt. Klassenlehrerin halt ungesund. Man solle sich gut überlegen, ob man weiter Kakao für sein Kind bestellen wolle oder nicht. So relativ ist das also mit dem Kakao. Punkt!
Das Thema „Kopfläuse“ sollte vor Tagesordnungspunkt „Religionsunterricht“ eigentlich nur kurz gestreift werden. Kurze Ansage von der Klassenlehrerin: „Bitte informieren Sie uns umgehend, wenn Sie bei Ihrem Kind Läuse feststellen. Schicken Sie Ihr Kind nicht in die Schule. Gehen Sie in die Apotheke und besorgen sich ein entsprechendes Shampoo.“ Hatte die Dame wirklich geglaubt, so billig aus der Läuse-Nummer herauszukommen? Zumal sie auch noch erwähnte, man könne bei Gefahr von Kopfläusen bestimmte Shampoos auch präventiv einsetzen.
Wer im Kindergarten über gen-manipulierten Kakao diskutierte, der lässt sich doch nicht mit dem Hinweis auf den Gang zum Apotheker bei Kopfläusen einfach so „abspeisen“. Natürlich nicht! Es meldete sich eine Mutter, die über präventiv eingesetzte Mittelchen wetterte, was ihre Galle an Gift hergab. Einzig wöchentliche Kontrolle des Kindkopfes sei angesagt. Außerdem hielt sie noch einen Monolog über die genaue Diagnosestellung von Läusen. Nicht alles, was nach Läusen aussehe, seien auch Läuse. Und was vordergründig nach Schuppen aussehe, könne sehr wohl auch Lausbefall bedeuten. Wichtig sei auch, die genaue Entfernung zu bestimmen der unbestimmten Elemente vom Sitz im Haar bis zur Kopfhaut.
Ein ebenfalls von dem Thema geplagter Vater sah den Moment für sich gekommen und griff die Steilvorlage auf. Er habe eine Werbeagentur, die für einen namhaften Hersteller von Läuseshampoo Werbung mache. Und er kenne sich demnach mit der Thematik aus. Das sei wirklich alles ganz schlimm mit den Läusen, aber auch wiederum nicht, wenn man geeignete Mittelchen nehme. Aber – klar – nicht präventiv, sondern bei Lausbefall. Und er könne Broschüren zur Verfügung stellen (...).
JA, ES WAR GENAU SO! Es hat sich so zugetragen in Düsseldorf-Grafenberg am 27.08.2008. Und genauso lang wie dieser Blog-Eintrag zog sich der Abend hin. Es waren Leute dabei, die ihr Kind nicht in den Religionsunterricht schicken möchten, weil ihr Kind Angst vor der düsteren Atmosphäre in Kirchen habe. Andere wiederum verlangten von der Schulleitung, sie möge sich dafür einsetzen, dass das absolute Halteverbot vor der Schule (es handelt sich um eine vierspurige Bundesstraße plus Straßenbahntrasse) doch bitte für die Morgenstunden gelockert werden solle – usw. (...).
Beim Thema „Cash“ ging es abschließend dann doch ganz schnell! 30 Euro waren in die Klassenkasse einzuzahlen. Es wurde eine ganze Latte an entschuldigenden Begründungen für die Höhe der Summe angeführt. Und zumindest das war geeignet, den Eltern die Sprache zu verschlagen. Es wurde brav gezahlt und dann nachhause gegangen.
Man kann nur hoffen, dass kein Anwesender vom Hartz-IV-Regelsatz leben muss. Dem dürfte es gestern nicht nur die Sprache verschlagen, sondern auch noch eine schlaflose Nacht bereitet haben. Und der nächste Elternabend kommt bestimmt. Immerhin wird der Eintritt hierfür (noch) kostenlos sein. Dafür wird – garantiert – beste Unterhaltung geboten. Ob man dabei lachen oder weinen soll, bleibt jedem selbst überlassen.
dmkoch - 28. Aug, 09:54
Dem Sohnemann wünsche ich viel Erfolg und vor allem, dass er den Spaß an der Schule nicht so schnell verlieren möge.
Gruß aus dem Büro in Oberbilk
Erzangie
Erster Schritt!
Viel Spaß dabei... und glauben Sie mir, solche Ämter werden Sie jetzt die nächsten Jahre verfolgen. Wen "sie" einmal am Wickel haben... *lach*