Sonntag, 5. Oktober 2008

Husum - ein Reisebericht

Wieder einmal zog es uns im Rahmen eines Kurzurlaubes in Deutschlands nördlichsten Norden, in den Kreis Nordfriesland (Schleswig-Holstein).

Zehn Kilometer vor den Toren Husums, der Geburtsstadt des Dichters Theodor Storm („Der Schimmelreiter“), bezogen wir privat Quartier im Dörfchen Simonsberg auf der Halbinsel Eiderstedt. Sommerurlaubern wird diese Halbinsel vor allem durch den an ihrer Spitze gelegenen Badeort St. Peter-Ording mit seinem extrem breiten und langen Sandstrand sowie durch den in der Werbung omnipräsenten Westerhever Leuchtturm bekannt sein.

Doch auch die Stadt Husum ist einen Besuch wert, wenngleich sie auf Grund des häufigen Schietwetters und in Anspielung auf nebelige Herbsttage oft als „graue Stadt am Meer“ tituliert wird – ein Zitat Theodor Storms (1817 – 1888) lässt grüßen!

Es dürfte in Norddeutschland kaum eine Stadt geben, die durch stadtplanerische Maßnahmen innerhalb der letzten 20 Jahre so an Format gewonnen hat, wie das 25.000 Einwohner kleine Städtchen Husum. Führte früher der komplette Fernverkehr (z. B. der in Richtung der nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr) direkt am Hafenbecken vorbei durch den Ort, so sorgt jetzt eine Umgehungsstraße für Ruhe. Unweit des Binnenhafens mit seiner neu installierten Fußgänger-Hebebrücke „saugt“ ein riesiger Parkplatz den städtischer Parkverkehr auf und entsprechend unbehelligt von Lärm und Gestank kann man sich zu einem Spaziergang aufmachen entlang der Hafenpromenade in Richtung des Modekaufhauses C. I. Schmidt und von dort zum Marktplatz, an dem gleich zwei Wahrzeichen der Stadt zu bestaunen sind: die 1807 bis 1833 neu errichtete Marienkirche sowie die Brunnenfigur „Tine“, eine in Bronze verewigte junge Fischersfrau mit Holzschuhen.

Vis-a-vis des Marktplatzes liegt das Rathaus mit einem Durchgangsbogen zum Schlossgang. Wohin dieser Weg führt, dürfte unschwer zu erraten sein – natürlich in Richtung des Husumer Schlosses (vormals Witwensitz der Herzoginnen Schleswigs) mit seinem weitläufigen und im Frühjahr stets Krokus übersäeten Schlosspark.

Wenngleich es insbesondere so wie jetzt im Herbst oft kräftig an der „Waterkant“ schauert, vertreibt die stets kräftige Brise an der Nordsee jedoch immer so schnell dicke Regenwolken, dass es sich eigentlich nie für länger richtig einregnet.

So bleibt wettertechnisch genügend Raum für Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung. Uns hatte es an einem Tag zum Beispiel nach St. Peter-Ording verschlagen. Von Husum aus kommend empfiehlt sich dringend, nicht den Hauptverkehrsadern zu folgen (z. B. über Garding direkt durch die Mitte Eiderstedts). Denn die Fahrt über Nebenstraßen hat viel mehr zu bieten. Als Route kann empfohlen werden die Fahrt entlang des Seedeiches durch die Orte Uelvesbüll, Wasserkoog, Osterhever und Westerhever bis nach St. Peter-Ording.

Diese Route vermittelt selbst dem Unbedarften in Sachen Norddeutschland eindrucksvoll, warum es eben einen großen Unterschied ausmacht, an der Nord- und nicht etwa an der Ostsee seinen Urlaub zu verbringen.

Präsentiert sich die Ostseelandschaft etwa entlang der Schlei (schmale Ostseeeinbuchtung von Schleswig bis Arnis und Kappeln) lieblich und hügelig, so zeigt sich Norddeutschland entlang seiner Westküste vor allem landschaftlich von seiner sehr „platten“ Seite. Seedeiche mit ihrem so genannten Deichvorland (Wattenmeer) sind ein Indiz dafür, dass hier das Land allenfalls auf Höhe des Meeresspiegels liegt und entsprechend vor Sturmfluten geschützt werden muss. Im Landesinnern verlaufende ältere Deiche deuten darauf hin, wo früher der Küstenverlauf war und in welchem Ausmaße der Mensch durch Maßnahmen der Landgewinnung dem Meer Fläche abtrotzen konnte. So ist dann auch besser zu verstehen, warum einige der immer noch meist reetgedeckten Landhäuschen (in dieser Gegend werden sie „Friesenkaten“ genannt) auf einer künstlichen Anhöhe liegen. Diese „Warften“ schützten die vormals jenseits der Deiche gelegenen Häuser vor allzu großem Seewasserschaden.

Auf dem Weg von Husum nach St. Peter-Ording empfiehlt es sich also, einfach einmal anzuhalten (z. B. am kleinen Fischkutter-Anlegehafen von Tetenbüll-Spieker), um vom Deich aus den Blick auf die See und auf der anderen Deichseite weit ins Landesinnere schweifen zu lassen. Wer genau hinschaut, kann dann auch einen Haustyp entdecken, den es sonst nirgends sonst auf der Welt gibt, den so genannten Haubarg („Heu bergen“). Dabei handelt es sich um riesige Bauernhäuser, welche quasi die Scheune mit den Stallungen für Tiere sowie die Möglichkeiten der Heulagerung in einem großvolumigen Gebäude mit den Wohnräumlichkeiten vereinen. Riesiges Ständerbauwerk im Innern sorgte früher dafür, dass selbst bei Mauereinstürzen nach Sturmfluten zumindest die Dachkonstruktionen unbeschadet erhalten blieben.

In St. Peter-Ording angekommen schmeichelt dann eine weitläufige abwechslungsreiche Dünenlandschaft dem Auge. Über eine langgezogene Stegbrücke erreicht man den vielleicht schönsten Strand Deutschlands – wohin das Auge blickt, es ist kein Ende zu erkennen. Hier kann man den ganzen Tag im Standkorb faulenzen, Flugdrachen steigen lassen oder aber den Strandseglern bei ihrer Sausefahrt zuschauen.

Auf der Rückfahrt von St. Peter-Ording nach Husum haben wir noch einen Abstecher nach Tönning unternommen. Hier lädt das „Multimar Wattforum“ große und kleine Kinder dazu ein, die Welt des Wattenmeeres zu erkunden. Die Zeit hatten wir an dem Tag nicht mehr, aber wir kannten das Forum bereits aus einem früheren Urlaub. Stattdessen flanierten wir entlang des Eiderhafens von Tönning bis zum Tonnenhof. Hier werden ausrangierte Seetonnen gelagert – ein besonders malerischer Anblick.

Ebenfalls empfehlenswert ist die Fahrt ins nahe gelegenen Friedrichstadt. Dieses Städtchen wurde im 17. Jahrhundert entsprechend eines Beschlusses von Herzog Friedrich III. durch Holländer erbaut und als Handelszentrum genutzt. Was damals dem grenzüberschreitenden Warenverkehr dienlich war, ist heute eine wahre Seltenheit und Attraktion. Denn mit seinen typisch holländischen Grachten und Stadthäuschen markiert Friedrichstadt einen bunten Farbtupfer in der friesischen Landschaft.

Die vorgenannten Beispiele zeigen, dass es nicht immer Inselurlaub sein muss, wenn man nach Nordfriesland reist. Apropos: Wen es doch einmal (so wie uns in der zurückliegenden Urlaubswoche) nach Sylt zieht, dem wird dies ziemlich leicht gemacht. Mit dem „Schleswig-Holstein“-Ticket reisen bis zu fünf Personen innerhalb von 65 Minuten mit der Bahn von Husum bis nach Westerland für gerade einmal 29 Euro. Züge verkehren stündlich. Und so ist man abends rechtzeitig wieder zurück, um in einem der zahlreichen Hafenlokale von Husum den Tag revuepassieren zu lassen und um dann festzustellen, dass das ungleich beschaulichere Urlaubsleben auf dem nordfriesischen Festland im Vergleich zum Schickimickie-Trubel auf „der Insel“ auch seine besonderen Reize hat.

Husum und Umgebung sind jedenfalls immer wieder eine Reise wert!

Familie Koch

Düsseldorf

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