Dienstag, 7. Oktober 2008

Vollgepumpt - das deutsche Krankheitssystem

Heute wird also in Berlin über den Gesundheitsfond entschieden. Eigentlich müsste er Krankheitsfond heißen, denn dieser Fond krankt an allen Ecken und Enden.

Mindestens bei 15,5 Prozent soll ab Januar 2009 der Beitragssatz der gesetzlichen Krankenkassen liegen – einheitlich, bei allen Kassen. Bislang war das anders. Zuletzt variierten (der freie Wettbewerb lässt grüßen) die Kassenbeiträge zwischen rund 13 und bis zu 17 Prozent.

Im Grunde, so möchte man meinen, werde das Geld halt nur anders verteilt. Alle zahlen den gleichen Prozentsatz, also ist das alles gerecht.

Bei genauerer Betrachtung fällt unterdessen auf, dass der durchschnittliche Beitragssatz der Krankenkassen zuletzt bei 14,6 Prozent lag. Warum muss er also jetzt deutlich darüber liegen? Insgesamt werden ab Januar 2009 stattliche 155 Milliarden Euro ins deutsche Gesundheitswesen gepumpt, gut 13 Milliarden mehr als bislang.

Das verstehe, wer will. Ich verstehe es nicht, obwohl oder gerade weil ich seit Jahren viel mit dem deutschen Gesundheitssystem zu tun habe.

Die Beitragssätze müssen für alle vor allem deshalb steigen, weil die wesentlichen Akteure im System zuletzt gut gebrüllt haben. Die Kliniken bekommen demnächst mehr Geld, die Ärzte bekommen demnächst mehr Geld, die Pharmaindustrie bekommt mehr Geld für ihre Innovationen,...

Zweifelsohne verdient gute Leistung auch eine gute Bezahlung. Warum aber wird im deutschen Gesundheitswesen vor allem bedarfs- und nicht leistungsgerecht vergütet? Wer zuerst schreit, er brauche mehr Geld, der bekommt es offenbar auch. Es ist im Grunde wie mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Definiert wird von den Anstalten selbst der Finanzbedarf. Das wird dann von der Politik abgesegnet und von der Allgemeinheit bezahlt. Was man wirklich an Programm braucht und was nicht, hinterfragt keiner, auch nicht, inwieweit maßvoll gehaushaltet wird.

Bezogen auf den Gesundheitssektor ist das Hauptübel, dass wir Beitragszahler eigentlich niemanden haben, der für uns kräftig brüllt. Wir alle müssten laut brüllen und Antworten auf viele Fragen verlangen, bevor man uns wieder einmal zur Kasse bittet. Zum Beispiel:

Brauchen wir in Deutschland wirklich mehr als 2.000 Kliniken?

Müssen die meisten Kliniken wirklich einen „bunten Strauss“ an Komplettversorgung anbieten?

Darbt die niedergelassene Ärzteschaft wirklich vor sich hin, wenn sie laut ihrer kassenärztlichen Vereinigung mehr als 90.000 Euro (brutto) im Schnitt mit Kassenpatienten verdient?

Müssen wir wirklich permanent Doppel- und Dreifachuntersuchungen über uns ergehen lassen, weil selbst im Jahr 2008 immer noch nicht die Patientendaten irgendwo sicher digital zentral gespeichert werden können?

Selbst Preisniveau bereinigt zählt Deutschland aktuell zu den Top-5-Ländern weltweit hinsichtlich der Prokopf-Ausgaben für Gesundheit.

Wenn jetzt fast 10 Prozent mehr Geld von uns allen verlangt wird, krankt nicht der Deutsche auf einmal wesentlich mehr, sondern das System.

Der deutsche Patient sollte sich wehren und zumindest laut brüllen!

Familie Koch

Düsseldorf

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