Ehrenhafte Verräter – Vorurteil widerlegt
Das Hessen-Debakel der SPD ist durchdiskutiert. Was aber bleibt, ist zumindest eine revidierte Meinung vom „Mensch Politiker“.
Sie gelten als machtgeil. Sie gelten als geldgeil. Sie gelten als wenig selbstkritisch. Sie gelten als abgehoben. Und lügen, dass sich die Balken biegen, tun sie auch permanent. So sehen die Deutschen mehrheitlich die Politiker in unserem Land.
Hessens SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti hat sich alle Mühe gegeben, diesem Klischee bestmöglich zu entsprechen. Die vier so genannten Verräter aus ihrer Fraktion haben indes nachhaltig echte Imagepflege für ihren Berufsstand betrieben, wenngleich sie in ihrem politischen Lager hierfür wahrscheinlich bis ans Ende ihrer Tage geächtet werden.
Gleich wie man politisch zu den Vorgängen in Hessen steht, so sollte es doch nach dem Trubel der letzten Tage Würdigung finden, dass sich einmal Politiker völlig anders verhalten haben, als man das gemeinhin ihnen unterstellt.
Jürgen Walter etwa hätte Minister werden können. Okay, das Ministerium hätte nicht seinem gewünschten inhaltlichen Zuschnitt entsprochen. Aber den meisten Politikern wäre dies wohl egal gewesen. Ein nettes Amt, ein nettes Gehalt und nach dem Ausscheiden aus der Politik eine nette Pension – in Anbetracht dieser rosigen Aussichten hätte wohl die Mehrheit der Politiker ein solches Angebot angenommen. Ich hätte es wahrscheinlich auch so gemacht. Nicht so Jürgen Walter. Klar war es doof, dass er so spät erst sein Gewissen entdeckte. Trotzdem verdient Walters Verhalten ausdrückliche Würdigung. Walter steht jetzt existenziell vor dem Nichts. Hätte er getrickst und erst in der Wahlkabine (unbeobachtet) sein Gewissen entdeckt, hätte er wahrscheinlich das politische Erbe Ypsilantis angetreten. Chapeau vor soviel Selbstlosigkeit!
Auch Silke Tesch wusste im TV-Talk bei Beckmann zu überraschen. Sie pflege zuhause einen Angehörigen und die Politik sei ihre einzige Existenzsicherung. Ypsilanti habe ihr sogar das Amt der Landtagsvizepräsidentin angeboten. Nach rein wirtschaftlichen Aspekten hätte Frau Tesch also besser Ypsilanti unterstützt und ihre Landtagsdiäten eingestrichen, als ihre Fraktionsvorsitzende in die Wüste zu schicken und sich selbst aufs politische Abstellgleis zu schieben. Ein zweites Chapeau vor soviel Selbstlosigkeit!
Und was macht der politische Konterpart aus der eigenen Partei, also die Seite, die sich exakt so verhalten hat, wie man es von der Politik erwartet? Sie setzt dem ganzen noch die „Krone“ auf. Die vier Abweichler werden ausgesperrt und kaltgestellt. Kein Diskurs in der Sache, kein Aufeinanderzugehen, kein Prozess der inneren Einkehr und kein Prozess der „Reinigung“. Kurs halten ist stattdessen angesagt, wenn es sein muss mit politischer Gewalt. Wer nicht mitzieht, fliegt ´raus!
Als PR-Manager schüttelt man über derlei Vorgänge nur den Kopf. Eine Kampagne braucht Glaubwürdigkeit. Ohne den Selbstreinigungsprozess, also den Diskurs hinsichtlich der Inhalte, wird die hessische SPD ihre Glaubwürdigkeit aus Sicht des Wählers nicht zurückgewinnen können. So lange dies nicht passiert, kann man sich als Beobachter der Szenerie entspannt zurücklehnen. Denn die nächsten Abweichler werden kommen. Die politischen Gräben sind schließlich tief genug.
Und es besteht die leise Hoffnung, dass manch einer der Abweichler wieder sein Gewissen entdecken wird. Denn Politik funktioniert offenbar doch anders, als man sich das gemeinhin vorgestellt hat.
Sie gelten als machtgeil. Sie gelten als geldgeil. Sie gelten als wenig selbstkritisch. Sie gelten als abgehoben. Und lügen, dass sich die Balken biegen, tun sie auch permanent. So sehen die Deutschen mehrheitlich die Politiker in unserem Land.
Hessens SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti hat sich alle Mühe gegeben, diesem Klischee bestmöglich zu entsprechen. Die vier so genannten Verräter aus ihrer Fraktion haben indes nachhaltig echte Imagepflege für ihren Berufsstand betrieben, wenngleich sie in ihrem politischen Lager hierfür wahrscheinlich bis ans Ende ihrer Tage geächtet werden.
Gleich wie man politisch zu den Vorgängen in Hessen steht, so sollte es doch nach dem Trubel der letzten Tage Würdigung finden, dass sich einmal Politiker völlig anders verhalten haben, als man das gemeinhin ihnen unterstellt.
Jürgen Walter etwa hätte Minister werden können. Okay, das Ministerium hätte nicht seinem gewünschten inhaltlichen Zuschnitt entsprochen. Aber den meisten Politikern wäre dies wohl egal gewesen. Ein nettes Amt, ein nettes Gehalt und nach dem Ausscheiden aus der Politik eine nette Pension – in Anbetracht dieser rosigen Aussichten hätte wohl die Mehrheit der Politiker ein solches Angebot angenommen. Ich hätte es wahrscheinlich auch so gemacht. Nicht so Jürgen Walter. Klar war es doof, dass er so spät erst sein Gewissen entdeckte. Trotzdem verdient Walters Verhalten ausdrückliche Würdigung. Walter steht jetzt existenziell vor dem Nichts. Hätte er getrickst und erst in der Wahlkabine (unbeobachtet) sein Gewissen entdeckt, hätte er wahrscheinlich das politische Erbe Ypsilantis angetreten. Chapeau vor soviel Selbstlosigkeit!
Auch Silke Tesch wusste im TV-Talk bei Beckmann zu überraschen. Sie pflege zuhause einen Angehörigen und die Politik sei ihre einzige Existenzsicherung. Ypsilanti habe ihr sogar das Amt der Landtagsvizepräsidentin angeboten. Nach rein wirtschaftlichen Aspekten hätte Frau Tesch also besser Ypsilanti unterstützt und ihre Landtagsdiäten eingestrichen, als ihre Fraktionsvorsitzende in die Wüste zu schicken und sich selbst aufs politische Abstellgleis zu schieben. Ein zweites Chapeau vor soviel Selbstlosigkeit!
Und was macht der politische Konterpart aus der eigenen Partei, also die Seite, die sich exakt so verhalten hat, wie man es von der Politik erwartet? Sie setzt dem ganzen noch die „Krone“ auf. Die vier Abweichler werden ausgesperrt und kaltgestellt. Kein Diskurs in der Sache, kein Aufeinanderzugehen, kein Prozess der inneren Einkehr und kein Prozess der „Reinigung“. Kurs halten ist stattdessen angesagt, wenn es sein muss mit politischer Gewalt. Wer nicht mitzieht, fliegt ´raus!
Als PR-Manager schüttelt man über derlei Vorgänge nur den Kopf. Eine Kampagne braucht Glaubwürdigkeit. Ohne den Selbstreinigungsprozess, also den Diskurs hinsichtlich der Inhalte, wird die hessische SPD ihre Glaubwürdigkeit aus Sicht des Wählers nicht zurückgewinnen können. So lange dies nicht passiert, kann man sich als Beobachter der Szenerie entspannt zurücklehnen. Denn die nächsten Abweichler werden kommen. Die politischen Gräben sind schließlich tief genug.
Und es besteht die leise Hoffnung, dass manch einer der Abweichler wieder sein Gewissen entdecken wird. Denn Politik funktioniert offenbar doch anders, als man sich das gemeinhin vorgestellt hat.
dmkoch - 12. Nov, 10:08