Freitag, 19. September 2008

Zurück in „die gute alte Zeit“ – per Katalog...

Ach ja, die Welt ist schlecht geworden. Früher war alles besser. Wirklich? Ein Katalog klärt auf.

Finanzhaie vernichten ganze Staatsvermögen. Dämliche Mitarbeiter nehmen folgenschwere Fehlüberweisungen vor. Und an den Tankstellen wird Normalbenzin gestrichen. Wen überkommen da nicht melancholische Gedanken an frühere Zeiten, in denen vermeintlich alles besser war?! Diese Gedankenflucht zurück wurde bei mir gestern forciert, als ich „Warenkatalog Nr. 21“ eines westfälischen Spezialversenders in der Post vorfand. Der Werbespruch lautet trefflich „Es gibt sie noch, die guten Dinge.“. Für die Zeitreise in längst vergangene Epochen empfiehlt sich der Start auf Seite 156. Dort heißt es: „Am Anfang war der Rauch. Schon in dunkler Vorzeit wurden am Lagerfeuer duftende Hölzer, Harze und Pflanzen verbrannt.“ Wer sich nach dieser Zeit zurücksehnt, sollte den Holzsetzkasten voller Räucherstoffe „aus den Bergen des Alpenraumes“ oder – entsprechende Weltläufigkeit vorausgesetzt – „aus der Arabisch-Orientalischen Welt“ unbedingt bestellen. Dazu empfiehlt sich die Räucherschale „eines indischen Herstellers“, welche selbstverständlich nicht aus schnödem Graumarmor modelliert wurde, sondern über eine „vielgestalterische Maserung“ des Marmormaterials verfügt.

Weg mit dem Raumspray-Deo! Die heimische Bude vollräuchern geht, wie eben in der „guten alten Zeit“, ungleich stilvoller.

Auf Seite 337 ist zu erfahren, dass es auch Amsel, Drossel, Fink und die übrige Vogelschar früher entschieden besser gehabt haben müssen. Angeboten werden Nistbeutel „aus Farnlaub, Seegras und Kokos geflochten“. Es gibt sie zum Beispiel nicht nur in „spitz“, sondern auch in „rund“ mit einer „kleinen Öffnung hinten für Zaunkönig oder Goldhähnchen“. In Anbetracht dieser Haus-Preziosen wird einem natürlich schlagartig klar, warum sich putziges Edelgefieder bislang leider viel zu selten auf dem eigenen Balkon ein Stelldichein gibt. Auch Vöglein haben eben Geschmack und hängen gedanklich früheren Zeiten nach.

Das „japanische Pflanzenmesser“ auf der selben Katalogseite nimmt sich unterdessen doch etwas zu martialisch aus. In Berliner Problembezirken würde es manch´ einem heutzutage mit sich geführten Verteidigungsinstrument locker zur Ehre gereichen.

Beim Blättern ein paar Seiten zurück bis auf Seite 175 verblasst die Melancholie dann noch ein bisschen mehr. Der abgebildete „Herrentroyer ALPAKA“ mag zwar fernab aller Modetrends laufen, allein er kratz aber schon beim bloßen Anblick in den Augen. Und auf Seite 179 überkommen einen dann endgültig Zweifel, ob früher alles besser war. Es ist die Seite mit der Feinripp-Wäsche. In Anbetracht „länger geschnittener Rückenteile“ und „elastischer Strickbündchen am Unterhosenbund“ darf man getrost davon ausgehen, dass Akte zwischenmenschlicher Liebe früher ohne luststeigerndes Vorspiel vollzogen wurden oder aber vonstatten gingen im blickgeschützten Funzellicht der „Schutzkorb-Leuchte Aluminiumguß“ von Seite 88.

So lehnen wir uns also entspannt zurück. Früher war eben doch nicht alles besser. Zumindest nicht die Unterhose.

Familie Koch

Düsseldorf

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