Donnerstag, 16. Oktober 2008

Doping - Freifahrtschein für alle?!

So hat es jetzt Ex-Handballsuperstar Stefan Kretzschmar vorgeschlagen. Auf den ersten Blick klingt der Vorschlag vermeintlich logisch. Wenn alle dopen, könnte man es ja von vornherein zulassen. Dann sparte man sich wenigstens die fortlaufenden Lügen gegenüber dem entsetzten Publikum. Erlaubt sei, was alle machen!

Insbesondere der Radsport erscheint prädestiniert für eine derartige Vorgehensweise. Die Liste der Sünder ist hier lang und besonders prominent besetzt. Udo Bölts, Bernd Dietz, Stefan Schumacher, Rolf Aldag, Erik Zabel, Jörg Jaksche – schon die Auswahl der deutschen Doper lässt kaum große Namen vermissen.

Doch halt! Nur weil offenbar (fast) alle das Illegale tun, sollte es also legalisiert werden?

Das wäre ungefähr so, als würde man innerhalb von Städten das Tempolimit aufheben, weil ja eh´ sich kaum einer daran hält.

Die Schwarzarbeit könnte auch freigegeben werden. Die Schattenwirtschaft wird ohnehin von vielen gelinde ausgedrückt „geduldet“. Wer nicht mitmacht ist selber Schuld. Wer erwischt wird, hat halt Pech gehabt.

Oder wie wäre es mit der Freigabe von Fouls im Fußball? Wenn alle foulen dürfen, käme am Ende nur der Härteste durch.

Natürlich muten diese Beispiele lächerlich an. Sie zeigen aber, zu welch´ Absurditäten das Prinzip der Legalisierung der Illegalität führen würde.

Bezogen auf Doping im Sport gibt es aber noch ein entscheidendes Argument, welches gegen die Freigabe von Doping sprechen sollte.

Jeder Sportler wäre quasi gezwungen zu dopen, wenn er sich nicht von vornherein von den vorderen Rängen verabschieden wollte. Denn nachweislich steigert Doping (zumindest vorübergehend) das Leistungsvermögen. Der ehrgeizige Sportler wäre damit aber zugleich auch zum Ruinieren seiner Gesundheit gezwungen.

Was wäre das für ein perverses Signal an den Sportlernachwuchs? Sollte man seinem Kind sagen: „Wenn Du mal zu den Besten gehören willst, dann musst Du ganz viel trainieren und vor allem jeden Tag diese Pillen hier schlucken. Und dann wirst Du irgendwann vielleicht einmal ganz krank dadurch werden.“

Wir – das sportbegeisterte Publikum – wollen wissen, was in uns steckt. Wollen wir aber wirklich wissen, was die Pharmaindustrie aus uns in der Lage ist zu machen?

Ich will es nicht. Ich nehme auch keine Schmerzmittel, damit mich bei Langstreckenläufen der Schmerz nicht peinigt. Wenn er über mich kommt und es geht nicht mehr, dann bleibe ich stehen. Das ist in dem Moment zwar eine bittere Wahrheit. Aber es ist eben keine Lüge. Wenn die Anderen, die an mir vorbeiziehen sich selbst belügen, dann belügen sie auch mich.

Ich bin gegen diese Lügen. Doping ist und bleibt eine Lüge. Es sollte verboten bleiben.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Das Tomatensaft-Phänomen

Sie gehört wohl zu den letzten ungeklärten Fragen der Menschheit: Warum trinken so viele Menschen im Flugzeug Tomatensaft?
Kürzlich war ich mal wieder geschäftlich mit dem Flieger unterwegs. An Bord sind immer weniger Getränke „for free“. Immer sorgfältiger sollte deshalb die Auswahl der Reisenden erfolgen. Und trotzdem entscheiden sie sich unverändert zahlreich für den samtigen Saft aus dem roten Gemüse. So konnte ich es jedenfalls jetzt wieder im Verlaufe des Inlandsfluges beobachten.

Man könnte es sich bei der Ergründung des Warum natürlich einfach machen. Klar, jedes Kind isst wahnsinnig gern Nudeln mit Tomatensoße und dieses Gericht lässt man sich auch mit fortschreitendem Alter immer wieder gern auftischen. Aber Soße ist eben nicht gleich Saft. Saft wird getrunken und das auch noch im kalten Zustand. Kalte Tomatensoße würde man eigentlich eher stehen lassen.

Vernebelt wird die Suche nach dem Warum auch noch durch die gängige Beobachtung, dass Tomatensaft in Supermarktregalen zu den absoluten Exoten zählt (wenn überhaupt dort vorhanden). Die A- und O-Säfte werden geradezu palettenweise in die Kombis dieser Welt verladen. Und auch der bitter-saure G-Saft (Grapefruit) dürfte in der Hitliste der Supersaftstars noch an deutlich besserer Position geführt werden. Doch der T-Saft führt im normalen Leben ein Schattendasein.

Ist vielleicht genau das der Auswahlgrund für dieses Getränk, wenn wir uns über den Wolken befinden? Frei nach dem Motto: „Wenn ich frei wählen darf und es mich nichts kostet, dann wähle ich, was ich sonst nie wählen würde!“

Das klingt logisch wie unlogisch zugleich.

Logisch wäre es, wenn es sich um ein knappes (teures) Gut handelte, welches man zwar gern mag, aber auf Grund des Preises eher selten zu sich nimmt. Dieser Logik folgend dürften etliche fliegende Menschen zum Beispiel Sekt auswählen – selbst, wenn man sonst zu der betreffenden Uhrzeit bei klarem Verstand nie Sekt trinken würde.

Diese Logik scheint jedoch nicht auf den T-Saft anwendbar. T-Saft ist günstiger als Sekt. Und in Anbetracht des geringeren T-Saft-Absatzes in den Supermärkten im Vergleich zum teureren Schaumwein, wird man dieses Getränk wohl kaum als grundsätzlich beliebter deklarieren können.

Trotz längeren Nachdenkens sind mir nur zwei halbwegs plausible Gründe eingefallen, warum an Bord (lt. Internetrecherche) allein in Deutschland rund 1,5 Millionen Liter T-Saft pro Jahr ausgeschenkt werden.

Möglicher Grund 1: Essen an Bord ist ein knappes Gut. Meist gibt es nur noch kleinere Snacks. Die T-Saft trinkenden Leute könnten sich also einbilden, so nähmen eine (halbe) Mahlzeit ein, seien demnach für die weitere Reise besser gerüstet oder hätten zumindest den an Essen sparenden Airlines ein kleines Zeichen des Trotzes mit ihrer Saftorder entgegengeschleudert.

Möglicher Grund 2: Der Herdentrieb lässt die Menschen das (sonst) Unwahrscheinliche tun. Fängt einer mit Tomatensaft an, dann wollen ihn alle.

Um die Menschheit nicht ratlos mit dem Tomatensaft-Phänomen zurückzulassen, werde ich beim nächsten Flug ein wissenschaftliches Experiment unternehmen. Ich werde versuchen, im Flieger einen Platz ganz vorn zu ergattern. Sollte dann vor mir kein anderer Passagier Tomantensaft ordern, werde ich damit anfangen – und sehen, was hinter mir passiert. Ich werde berichten, nehme aber auch gern schon an dieser Stelle sachdienliche Hinweise zur Lösung des Tomatensaft-Phämomens entgegen.

Samstag, 11. Oktober 2008

My Gadgets

Es ist bei vielen Blogs ein beliebter Link: „My Gadgets“. Übersetzt heißt das so viel wie „meine technischen Spielereien“.

Anders ausgedrückt: Dass, was sich insbesondere in vielen amerikanischen Blogs findet, mutet auf den ersten Blick an wie eine Strunzliste (halt typisch amerikanisch). Andererseits ist man doch mitunter überrascht, wer was so nutzt frei nach dem Motto „Sag mir, was Du nutzt und ich sage Dir, wer Du bist.“

Ich finde diese Listen jedenfalls durchaus sehr interessant, zumal man als „Tecki“ ziemlich viel erfährt über Schwächen von so manch´ einem technischen Gerät und seinem Nutzer.

Fangen wir also auch an dieser Stelle mal mit „My Gadgets“ an.

Mein Computer ist ein altes iBook von Apple aus dem Jahr 2002. 20 GB Festplatte, 0,6 GHz Prozessor, 640 MB Arbeitsspeicher. Das haut einen zwar mittlerweile nicht mehr vom Hocker. Aber ich liebe dieses Gadget. Auch nach 6 Jahren hält der erste Akku immer noch 80 Minuten, wenn ich damit schnurlos auf dem Sofa lossurfe. Nachteil: Von wegen Edelmarke – die Verarbeitung von Apple ist an diesem Gerät ziemlich dürftig. Der Akku schmiegt sich nicht bündig an das Gehäuse an und auch die CD-Schublade ist unsauber eingepasst. Trotzdem wird mein nächster Rechner (hoffentlich noch in ferner Zukunft) wieder ein Apple sein. Abstürze kommen so gut wie gar nicht vor und beim Mac funktioniert „Plug & Play“ wirklich so, wie es die reine Lehre vorsieht: externes Gerät anschließen und ohne Treiberinstallation direkt loslegen. Toll!

Mein Handy ist ein P1i. Ich war auf der Suche nach einem Handy mit WLAN-Schnittstelle, guter Mail-Funktionalität und brauchbarer Tastatur. Das iPhone war mir schlicht zu teuer und ich wollte keinen Vertrag mit T-Mobile eingehen. Jetzt nutze ich also dieses Phone aus dem Hause Sony Ericsson. Damit bin ich (fast) vollständig zufrieden. Die Handhabung vollzieht sich in einer Mixtur aus Nutzung des seitlichen Scrollrades (sehr schrullige Lösung), des beigefügten Screen-Stiftes, der Tastatur und der Berührung des Touch-Screens. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. In meinem P1i arbeitet eine SIM-Karte vom Eplus-Discounter Simyo. Das P1i harmoniert gut mit dem UMTS-Netz von Eplus, Empfangsprobleme sind äußerst selten. Die integrierte 3,2 Mega-Pix-Cam liefert recht brauchbare Bilder.

Mein MP3-Player ist ein iPod-Fossil (der zweiten Generation). Mit meinem Rechner harmoniert das Teil gut. Aber die Entwicklung ist vorangeschritten. Ich laufe viel und da ist ein Musikplayer mit Festplatte doch verhältnismäßig nachteilig. Die Flashspeicher, welche mittlerweile fast durchgängig zum Einsatz kommen, kompensieren besser Erschütterungen und es kommt seltener zu Systemabstürzen.

Mein mobiles Navisystem hört auf den Namen TomTom. Ich habe es mir schenken lassen, weil ich mir ein in mein Auto integriertes System vom Hersteller nicht leisten konnte. Nach den Erfahrungen mit dem portablen Navi, möchte ich kein festverbautes System mehr haben. Das Navi kann in andere Autos mitgenommen werden (z. B. Leihwagen) und funktioniert konsistent bei äußerst einfacher Bedienung. Frage von meiner Frau: „Wo ist die Bedienungsanleitung?“ – Meine Antwort: „Brauchst Du nicht. Anmachen und Dir ist sofort klar, was Du tun musst.“ So war es dann auch.

Der absolute Knaller unter den Gadgets ist allerdings ein Gerät, dem ich das in diesem Ausmaß gar nicht zugetraut hätte. Die Rede ist vom Radio iPAL der Marke Tivoli. Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem ansprechend aussehenden Küchenradio mit iPod-Anschlussmöglichkeit. Ganze zwei Jahre haben wir auf Grund des Preises von 199 Euro den Kauf des iPAL immer wieder verschoben. Dann haben wir es doch getan – und nicht bereut. Es ist schier unbegreiflich, welcher Sound aus einem so effen Solo-Lautsprecher kommen kann. Noch besser ist der Akku. Der hält aufgeladen über Stunden. Auf Urlaubsreisen kommt das Gerät jetzt immer mit in einem ausrangierten Fotokamera-Tragetäschchen.

Aber es gibt auch technische Vollflops in unserem Haushalt. Der im Jahr 2002 gekaufte Großbild-Röhrenfernseher von Philips hatte zwar einst nur verhältnismäßig günstige 259 Euro gekostet. Aber mehr hätte er auch nicht kosten dürfen. Das Bild ist ziemlich grobkörnig. In Verbindung mit dem Digital-Receiver fürs Kabel-TV geht es aber. Gut, dass ich mittlerweile mehr im Netz unterwegs bin und nur ab und an auf die Mattscheibe schaue.

Ebenfalls schlechte Erfahrungen haben wir mit Weckern der Marke Braun gemacht. Sie ticken super laut und erfüllen damit quasi schon ihren Zweck, bevor man überhaupt eingeschlafen ist. Irgendwann gehen sie dann trotz Batteriewechsels ziemlich nach und erfüllen damit nach dem geglückten Einschlafen überhaupt nicht mehr ihre Hauptaufgabe. Jetzt steht auf dem Nachttisch ein Modell von „Feinkost Albrecht“. Damit gibt´s keine Probleme.

Und was kommt als Nächstes? Notgedrungen wird es wohl ein neuer Anrufbeantworter sein. Das bisherige Gadget der Marke Bosch hat seine Schuldigkeit übererfüllt. Nach jetzt 16 Jahren (!!!) leiert das integrierte Kassettenlaufwerk. Das kann in diesem Alter verziehen werden.

Ich bin mir nicht sicher, ob der Nachfolger mit Speicherchip genauso lange halten wird. Ich habe da so meine Zweifel, denn grundsätzlich verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass mit der fortschreitenden Digitalisierung der Gerätschaften zugleich die Haltedauer abnimmt. Und eine Reparatur ist meist unmöglich oder lohnt sich nicht. „Schöne“ neue Gadget-Welt.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Vollgepumpt - das deutsche Krankheitssystem

Heute wird also in Berlin über den Gesundheitsfond entschieden. Eigentlich müsste er Krankheitsfond heißen, denn dieser Fond krankt an allen Ecken und Enden.

Mindestens bei 15,5 Prozent soll ab Januar 2009 der Beitragssatz der gesetzlichen Krankenkassen liegen – einheitlich, bei allen Kassen. Bislang war das anders. Zuletzt variierten (der freie Wettbewerb lässt grüßen) die Kassenbeiträge zwischen rund 13 und bis zu 17 Prozent.

Im Grunde, so möchte man meinen, werde das Geld halt nur anders verteilt. Alle zahlen den gleichen Prozentsatz, also ist das alles gerecht.

Bei genauerer Betrachtung fällt unterdessen auf, dass der durchschnittliche Beitragssatz der Krankenkassen zuletzt bei 14,6 Prozent lag. Warum muss er also jetzt deutlich darüber liegen? Insgesamt werden ab Januar 2009 stattliche 155 Milliarden Euro ins deutsche Gesundheitswesen gepumpt, gut 13 Milliarden mehr als bislang.

Das verstehe, wer will. Ich verstehe es nicht, obwohl oder gerade weil ich seit Jahren viel mit dem deutschen Gesundheitssystem zu tun habe.

Die Beitragssätze müssen für alle vor allem deshalb steigen, weil die wesentlichen Akteure im System zuletzt gut gebrüllt haben. Die Kliniken bekommen demnächst mehr Geld, die Ärzte bekommen demnächst mehr Geld, die Pharmaindustrie bekommt mehr Geld für ihre Innovationen,...

Zweifelsohne verdient gute Leistung auch eine gute Bezahlung. Warum aber wird im deutschen Gesundheitswesen vor allem bedarfs- und nicht leistungsgerecht vergütet? Wer zuerst schreit, er brauche mehr Geld, der bekommt es offenbar auch. Es ist im Grunde wie mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Definiert wird von den Anstalten selbst der Finanzbedarf. Das wird dann von der Politik abgesegnet und von der Allgemeinheit bezahlt. Was man wirklich an Programm braucht und was nicht, hinterfragt keiner, auch nicht, inwieweit maßvoll gehaushaltet wird.

Bezogen auf den Gesundheitssektor ist das Hauptübel, dass wir Beitragszahler eigentlich niemanden haben, der für uns kräftig brüllt. Wir alle müssten laut brüllen und Antworten auf viele Fragen verlangen, bevor man uns wieder einmal zur Kasse bittet. Zum Beispiel:

Brauchen wir in Deutschland wirklich mehr als 2.000 Kliniken?

Müssen die meisten Kliniken wirklich einen „bunten Strauss“ an Komplettversorgung anbieten?

Darbt die niedergelassene Ärzteschaft wirklich vor sich hin, wenn sie laut ihrer kassenärztlichen Vereinigung mehr als 90.000 Euro (brutto) im Schnitt mit Kassenpatienten verdient?

Müssen wir wirklich permanent Doppel- und Dreifachuntersuchungen über uns ergehen lassen, weil selbst im Jahr 2008 immer noch nicht die Patientendaten irgendwo sicher digital zentral gespeichert werden können?

Selbst Preisniveau bereinigt zählt Deutschland aktuell zu den Top-5-Ländern weltweit hinsichtlich der Prokopf-Ausgaben für Gesundheit.

Wenn jetzt fast 10 Prozent mehr Geld von uns allen verlangt wird, krankt nicht der Deutsche auf einmal wesentlich mehr, sondern das System.

Der deutsche Patient sollte sich wehren und zumindest laut brüllen!

Sonntag, 5. Oktober 2008

Husum - ein Reisebericht

Wieder einmal zog es uns im Rahmen eines Kurzurlaubes in Deutschlands nördlichsten Norden, in den Kreis Nordfriesland (Schleswig-Holstein).

Zehn Kilometer vor den Toren Husums, der Geburtsstadt des Dichters Theodor Storm („Der Schimmelreiter“), bezogen wir privat Quartier im Dörfchen Simonsberg auf der Halbinsel Eiderstedt. Sommerurlaubern wird diese Halbinsel vor allem durch den an ihrer Spitze gelegenen Badeort St. Peter-Ording mit seinem extrem breiten und langen Sandstrand sowie durch den in der Werbung omnipräsenten Westerhever Leuchtturm bekannt sein.

Doch auch die Stadt Husum ist einen Besuch wert, wenngleich sie auf Grund des häufigen Schietwetters und in Anspielung auf nebelige Herbsttage oft als „graue Stadt am Meer“ tituliert wird – ein Zitat Theodor Storms (1817 – 1888) lässt grüßen!

Es dürfte in Norddeutschland kaum eine Stadt geben, die durch stadtplanerische Maßnahmen innerhalb der letzten 20 Jahre so an Format gewonnen hat, wie das 25.000 Einwohner kleine Städtchen Husum. Führte früher der komplette Fernverkehr (z. B. der in Richtung der nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr) direkt am Hafenbecken vorbei durch den Ort, so sorgt jetzt eine Umgehungsstraße für Ruhe. Unweit des Binnenhafens mit seiner neu installierten Fußgänger-Hebebrücke „saugt“ ein riesiger Parkplatz den städtischer Parkverkehr auf und entsprechend unbehelligt von Lärm und Gestank kann man sich zu einem Spaziergang aufmachen entlang der Hafenpromenade in Richtung des Modekaufhauses C. I. Schmidt und von dort zum Marktplatz, an dem gleich zwei Wahrzeichen der Stadt zu bestaunen sind: die 1807 bis 1833 neu errichtete Marienkirche sowie die Brunnenfigur „Tine“, eine in Bronze verewigte junge Fischersfrau mit Holzschuhen.

Vis-a-vis des Marktplatzes liegt das Rathaus mit einem Durchgangsbogen zum Schlossgang. Wohin dieser Weg führt, dürfte unschwer zu erraten sein – natürlich in Richtung des Husumer Schlosses (vormals Witwensitz der Herzoginnen Schleswigs) mit seinem weitläufigen und im Frühjahr stets Krokus übersäeten Schlosspark.

Wenngleich es insbesondere so wie jetzt im Herbst oft kräftig an der „Waterkant“ schauert, vertreibt die stets kräftige Brise an der Nordsee jedoch immer so schnell dicke Regenwolken, dass es sich eigentlich nie für länger richtig einregnet.

So bleibt wettertechnisch genügend Raum für Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung. Uns hatte es an einem Tag zum Beispiel nach St. Peter-Ording verschlagen. Von Husum aus kommend empfiehlt sich dringend, nicht den Hauptverkehrsadern zu folgen (z. B. über Garding direkt durch die Mitte Eiderstedts). Denn die Fahrt über Nebenstraßen hat viel mehr zu bieten. Als Route kann empfohlen werden die Fahrt entlang des Seedeiches durch die Orte Uelvesbüll, Wasserkoog, Osterhever und Westerhever bis nach St. Peter-Ording.

Diese Route vermittelt selbst dem Unbedarften in Sachen Norddeutschland eindrucksvoll, warum es eben einen großen Unterschied ausmacht, an der Nord- und nicht etwa an der Ostsee seinen Urlaub zu verbringen.

Präsentiert sich die Ostseelandschaft etwa entlang der Schlei (schmale Ostseeeinbuchtung von Schleswig bis Arnis und Kappeln) lieblich und hügelig, so zeigt sich Norddeutschland entlang seiner Westküste vor allem landschaftlich von seiner sehr „platten“ Seite. Seedeiche mit ihrem so genannten Deichvorland (Wattenmeer) sind ein Indiz dafür, dass hier das Land allenfalls auf Höhe des Meeresspiegels liegt und entsprechend vor Sturmfluten geschützt werden muss. Im Landesinnern verlaufende ältere Deiche deuten darauf hin, wo früher der Küstenverlauf war und in welchem Ausmaße der Mensch durch Maßnahmen der Landgewinnung dem Meer Fläche abtrotzen konnte. So ist dann auch besser zu verstehen, warum einige der immer noch meist reetgedeckten Landhäuschen (in dieser Gegend werden sie „Friesenkaten“ genannt) auf einer künstlichen Anhöhe liegen. Diese „Warften“ schützten die vormals jenseits der Deiche gelegenen Häuser vor allzu großem Seewasserschaden.

Auf dem Weg von Husum nach St. Peter-Ording empfiehlt es sich also, einfach einmal anzuhalten (z. B. am kleinen Fischkutter-Anlegehafen von Tetenbüll-Spieker), um vom Deich aus den Blick auf die See und auf der anderen Deichseite weit ins Landesinnere schweifen zu lassen. Wer genau hinschaut, kann dann auch einen Haustyp entdecken, den es sonst nirgends sonst auf der Welt gibt, den so genannten Haubarg („Heu bergen“). Dabei handelt es sich um riesige Bauernhäuser, welche quasi die Scheune mit den Stallungen für Tiere sowie die Möglichkeiten der Heulagerung in einem großvolumigen Gebäude mit den Wohnräumlichkeiten vereinen. Riesiges Ständerbauwerk im Innern sorgte früher dafür, dass selbst bei Mauereinstürzen nach Sturmfluten zumindest die Dachkonstruktionen unbeschadet erhalten blieben.

In St. Peter-Ording angekommen schmeichelt dann eine weitläufige abwechslungsreiche Dünenlandschaft dem Auge. Über eine langgezogene Stegbrücke erreicht man den vielleicht schönsten Strand Deutschlands – wohin das Auge blickt, es ist kein Ende zu erkennen. Hier kann man den ganzen Tag im Standkorb faulenzen, Flugdrachen steigen lassen oder aber den Strandseglern bei ihrer Sausefahrt zuschauen.

Auf der Rückfahrt von St. Peter-Ording nach Husum haben wir noch einen Abstecher nach Tönning unternommen. Hier lädt das „Multimar Wattforum“ große und kleine Kinder dazu ein, die Welt des Wattenmeeres zu erkunden. Die Zeit hatten wir an dem Tag nicht mehr, aber wir kannten das Forum bereits aus einem früheren Urlaub. Stattdessen flanierten wir entlang des Eiderhafens von Tönning bis zum Tonnenhof. Hier werden ausrangierte Seetonnen gelagert – ein besonders malerischer Anblick.

Ebenfalls empfehlenswert ist die Fahrt ins nahe gelegenen Friedrichstadt. Dieses Städtchen wurde im 17. Jahrhundert entsprechend eines Beschlusses von Herzog Friedrich III. durch Holländer erbaut und als Handelszentrum genutzt. Was damals dem grenzüberschreitenden Warenverkehr dienlich war, ist heute eine wahre Seltenheit und Attraktion. Denn mit seinen typisch holländischen Grachten und Stadthäuschen markiert Friedrichstadt einen bunten Farbtupfer in der friesischen Landschaft.

Die vorgenannten Beispiele zeigen, dass es nicht immer Inselurlaub sein muss, wenn man nach Nordfriesland reist. Apropos: Wen es doch einmal (so wie uns in der zurückliegenden Urlaubswoche) nach Sylt zieht, dem wird dies ziemlich leicht gemacht. Mit dem „Schleswig-Holstein“-Ticket reisen bis zu fünf Personen innerhalb von 65 Minuten mit der Bahn von Husum bis nach Westerland für gerade einmal 29 Euro. Züge verkehren stündlich. Und so ist man abends rechtzeitig wieder zurück, um in einem der zahlreichen Hafenlokale von Husum den Tag revuepassieren zu lassen und um dann festzustellen, dass das ungleich beschaulichere Urlaubsleben auf dem nordfriesischen Festland im Vergleich zum Schickimickie-Trubel auf „der Insel“ auch seine besonderen Reize hat.

Husum und Umgebung sind jedenfalls immer wieder eine Reise wert!

Freitag, 26. September 2008

Kompakter Lebensretter

Gestern wurde auf einer Pressekonferenz in Stuttgart die kleinste Herz-Lungen-Maschine der Welt vorgestellt. Ein Gerät, das Leben retten könnte. Denn mehr als 1.000 Menschen sterben täglich an Herz-Kreislaufversagen.

Wer sich (so wie ich) viel auf medizinischen Fachveranstaltungen herumtreibt, wird oft mit Innovationen konfrontiert, die die Versorgung kranker Menschen ein gutes Stück voranbringen. Wahre Durchbrüche sind trotz des Forschungs- und Entwicklungsknowhows der medizintechnischen Hersteller auch wiederum nicht so häufig zu verzeichnen.

Bei der jetzt von einem deutschen Hersteller präsentierten kompakten Herz-Lunge-Maschine könnte es sich um so einen Durchbruch handeln. Herz-Lungen-Maschinen werden grundsätzlich eingesetzt, um einen außerkörperlichen Blutkreislauf zu realisieren und das Blut ausreichend mit Sauerstoff anzureichern. So etwas ist zum Beispiel bei Multiorganversagen notwendig oder auch bei Operationen am offenen Herzen.

Ist bei Menschen eine unzureichende Herz-Lungen-Funktion gegeben und müssen sie deshalb an Herz-Lungen-Maschinen angeschlossen werden, dann war bislang ein Transport in ein anderes Krankenhaus, etwa eine Spezialklinik, so gut wie unmöglich. Denn konventionelle Herz-Lungen-Maschinen sind hierfür einfach zu sperrig. In Norwegen hilft man sich damit aus, dass Patienten im Bedarfsfall samt Maschinen-Apparatur in übergroße Krankenwagen gebettet werden, die dann direkt in eine Herkules-Militärmaschine einfahren können für den Weitertransport. Das ist sehr personal- und kostenaufwändig.

Die gestern vorgestellte Herz-Lungen-Maschine hat unterdessen die Ausmaße eines Bord-Koffers (10 kg leicht) und kann demnach problemlos in Hubschraubern und Krankenwagen zum Einsatz kommen. Wenn es also gilt, Notfall-Patienten aus kleineren Krankenhäusern in spezialisierte städtische Kliniken zu transportieren, gibt es dafür künftig das passende Equipment.

Allerdings sollte man nicht die Hoffnung haben, dass ein solches Gerät schon schnell quasi in jeder deutschen Klinik bereitsteht. Bislang wurde das System im Klinikum Regensburg erprobt. In einem weiteren Schritt möchte der Herstellern nun quer durch Europa weitere 10 Kliniken damit ausstatten, um noch mehr Anwender-Feedback zu bekommen. Auch gilt es, das medizinische (Rettungs-)personal gewissenhaft auf den Einsatz vorzubereiten. Intensive Schulung ist hierfür notwendig.

Mediziner aus unserer Region können die neuartige Herz-Lungen-Maschine im November bei der Fachmesse MEDICA genauer unter die Lupe nehmen. Hier wird das Gerät erstmals einer breiten Öffentlichkeit aus der medizinischen Fachwelt präsentiert, wie der Hersteller gestern erklärte.

Mittwoch, 24. September 2008

Die gute alte CD vor dem Aus?

Bei der Zeitungslektüre überkam mich heute Morgen die Wehmut. Der CD droht als Tonträger das Aus. Konkurrenz steht in den Startlöchern.

Der US-Speicherchiphersteller SanDisk plant eine Musikspeicherkarte von der Größe einer Briefmarke als Ersatz für herkömmliche CDs. „Slot-Music-Card“ soll das Ding heißen. Musikalben soll man zukünftig im Handel abgespeichert auf derartigen Karten erwerben können.

Nun haben sich schon viele Hersteller im Versuch verrannt, ein eigenes Technikformat auf dem Markt zu etablieren. Sonys „beta“-Videokassette lässt grüßen. Was aber beunruhigt, ist der Umstand, dass die vier führenden Musikkonzerne EMI, Universal, Warner und Sony BMG dieses neue Speicherformat unterstützen wollen.

Neben der Verbannung der althergebrachten CD haben Musik- und Speicherkartenindustrie auch die Musikdownloads aus dem Internet im Visier. Dazu möchten sie laut der Zeitungsartikel mit der „Slot-Music-Card“ etwas entgegensetzen.

Dass der CD nicht die unendliche Zukunft gebührt, scheint mir schon klar. Die CD-Sammlung im Auto ist doch eher unpraktisch zu handhaben, ebenso sind mobile CD-Player absolut unhandlich und schlecht nutzbar in Kombination etwa mit Sportaktivitäten (wie zum Beispiel Joggen).

Braucht die Welt aber wirklich noch ein weiteres Speicherformat? Das riecht nach einem ganzen Rattenschwanz von Inkompatibilitätsproblemen. Wahrscheinlich muss man für diese Speicherkarte erst einmal wieder verschiedene Adapter erwerben, damit diese dann auch ins eigene Handy, den MP3-Player oder das Notebook passen.

Und was würde man dadurch gewinnen? Schon jetzt kann man auf Speicherkarten unendlich viel Musik abspeichern (mehr als nur ein gekauftes Album). Mittels WLAN-Schnittstellen oder einfacher Klinkenkabel können wir die Geräte und damit unsere komplette Albensammlung mit diversen Endgeräten verbinden.

Ich werde mich dem neuen Format verweigern. Gleichzeitig hoffe ich, dass es noch lange Musik auch auf CDs geben wird. Es hat einfach „Feeling“, wenn man mit den Fingern seine Plattensammlung umwälzt, um dann eine CD herauszusuchen. Nicht zu vergessen die Plattencover. Sie sind mitunter Kunstwerke und es macht Spaß, sie während des Lauschens der betreffenden CD durchzublättern.

Würde ich mich an meine erste CD noch erinnern, wäre es eine „Slot-Music-Card“ gewesen - mit einem Fingernagel kleinen Cover quasi nur als Daumenkino nutzbar?! Da habe ich begründete Zweifel. Meine erste CD bekam ich übrigens geschenkt: U2 - Rattle and Hum. Das ist jetzt 20 Jahre her. Auflösungserscheinungen auf den Digi-Spuren zeigt sie noch nicht.

Ich brauche kein neues Format. Entweder schnell herunterladen aus dem Netz und direkt auf Abspielgeräten abspeichern oder aber für zuhause als CD erwerben – so sieht meine Musikwelt aus. Alles andere ist halber Kram!

Dienstag, 23. September 2008

Der Gelackmeiertentag

Der heutige Tag ist für mich ein grauenvoller Tag. Ich bin an der Reihe, im Büro alle „unschönen“ Dienste zu erledigen.

Der Reihe nach! Ein Kollektiv funktioniert im Idealfall so: Jeder trägt zum Wohlergehen aller bei. Wenn alle anpacken, dann klappt´s auch mit dem großen Ganzen besser. Doch in Bürogemeinschaften funktioniert das nur selten.

Die Spülmaschine möchte natürlich keiner ausräumen. Den Kaffeesahnensee auf der Teeküchenablage hat selbstredend auch keiner bemerkt und der Kopierer pfeift selbstverständlich aus dem letzten Loch. Wie könnte jemand auf die Idee kommen, den Papierstau zu beseitigen oder eine Ladung neues Papier einzulegen?!

Weil Menschen also stets menschlich ticken und damit dem Gemeinwohl (vor allem dem der Firma) nicht gedient ist, haben wir bei uns in der Abteilung die Zuständigkeiten klar geregelt.

Wie bereits angedeutet, sind viele Dinge zu erledigen, damit alles reibungslos funktioniert. Demnach müsste man auch viele Listen führen, wer wann mit was für alle an der Reihe wäre. Verkompliziert würde diese Vorgehensweise noch durch Dienstreisen und Urlaube (mittels derer man sich wunderbar um seine Pflichten drücken könnte).

Deshalb wurde bei uns der so genannte „Gelackmeiertentag“ eingeführt. Reihum macht einer aus der Abteilung an einem Tag ALLES: Spülmaschine ausräumen, Spülmaschine einräumen, Spülmaschine anstellen, Küche sauber machen, Faxe und Post verteilen, Kopierer in Bereitschaft halten (...). Als wäre das noch nicht genug, kommt ab 16 Uhr immer noch eine ganz besondere Aufgabe dazu: alle Telefone hüten.

Denn gern wird natürlich auch früh nach hause gegangen – die Gleitzeitregelung lässt grüßen. Damit würden viele Telefone am späten Nachmittag ins Leere klingeln. Ein Unding aus Sicht der Kunden.

So darf dann der Gelackmeierte auch noch Telefonzentrale spielen. Zwei lange Stunden bis 18 Uhr. Wie übersteht man so einen Tag?!

Zum Glück gibt es auch noch ein morgen. Da darf dann der nächste Kollege zur Tat schreiten. Und ich habe dann einen halben Monat lang Ruhe. Blitzrechner können jetzt hoffentlich kinderleicht ausrechnen, wie viele Gelegenheitsgelackmeierte wir in der Abteilung sind...

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