Mittwoch, 19. November 2008

Es werde Licht...

In Düsseldorf wird derzeit eifrig über eine beleuchtete Jogging-Strecke am Rhein diskutiert. Die Beleuchtung ist ein Muss.

Ich laufe jeden Tag. Ich laufe bei jedem Wetter. Ich laufe unabhängig von der Tageszeit. Und insbesondere hat es mir die Laufstrecke am Rhein, die so genannte Drei-Brücken-Tour, angetan. Vom Yachtclub aus geht es über die Theodor-Heuss-Brücke in Richtung Oberkasseler Brücke, dann weiter zur Kniebrücke, über dieselbige und hernach wieder am Altstadt-Ufer zurück zum Startpunkt.

Diese Strecke dürfte DIE Laufstrecke der Düsseldorfer sein. Hier trifft man „Hinz & Kunz“. Nun soll ein Teil der Laufstrecke auf der linken Rheinseite mit LED-Leuchttechnik in der dunklen Jahreszeit beleuchtet werden. 170.000 Euro soll das kosten – eine „Lachnummer“ im Vergleich zu anderen Investitionen und städtebaulichen Maßnahmen. Trotzdem regt sich Widerstand. Der Steuerzahlerbund hat angeregt von den Grünen und den Deichwächtern Protest gegen die beschlossene Maßnahme angekündigt.

Es wird das Argument angebracht, die Strecke sei ausreichend beleuchtet durch die benachbarte Straße, im Übrigen könnten Tiere durch die Beleuchtung Schaden finden.

Als passioniertem Läufer mit täglicher Lauferfahrung an besagter Strecke sträubt sich mir das lichte Nackenhaar in Anbetracht derlei Argumentationen. Im Zweifel werden stets die armen Tiere vorgeschoben.

Durch die Scheinwerferlicht der erwähnten, benachbarten Straße werden die Tiere also nicht geschädigt. Aber dezentes LED-Licht verursacht tierischen Kollaterarschaden? Wer schon einmal hat Schafe grasen sehen in direkter Nachbarschaft zur Rheinkirmes, dem kommen ernsthafte Zweifel an dieser Argumentation.

Beleuchtung ist in Großstädten allgegenwärtig, an anderer Stelle weichen Tiere davor nicht zurück.

Und wer ernsthaft behauptet, die Beleuchtung sei auch auf Grund der Sache wegen überflüssig, ist diese Strecke noch nie in der dunklen Jahreszeit gelaufen. Selbst mit Stirnleuchte sieht man Unebenheiten im Straßenbelag (auf Oberkasseler Seite vor allem durch Wurzelwerk verursacht) nur schlecht. Die Verletzungsgefahr ist entsprechend hoch. An dieser Stelle darf ich erwähnen, dass ich mich erst letzte Woche in der Leine eines Hundes verheddert habe. Zwar war der Hund mit einem blinkenden Halsband sichtbar, nicht aber seine Leine.

Auch wäre eine Beleuchtung – es muss ja nicht gleich Flutlicht sein – ein Entgegenkommen gegenüber den sportlichen Ladies unserer Stadt. Denn die sind auf Grund mangelnden Lichts einem erhöhten Sicherheitsrisiko ausgesetzt. Im Kollegenkreis sind mehrere laufbegeisterte Damen dabei, die angeben, weniger zu laufen, weil es im Winter ihnen zu dunkel und gefährlich sei.

Deshalb: Gleichberechtigung muss sein - Licht an bitte am Rhein! Die Läufer und Läuferinnen werden es der Stadt danken.

Sonntag, 16. November 2008

Lasse sich retten, wer kann...

Retten ist derzeit schwer in Mode. Alle wollen auf einmal gerettet werden. Macht das staatliche Retten überhaupt Sinn?

In Folge der weltweiten Finanzkrise waren es die Banken, die zuerst den staatlichen Rettungsring zugeworfen bekamen. Bürgschaften des Staates sollen dafür sorgen, dass die Banken sich leichter (und günstiger) Geld beschaffen können. Das mag man als Bürger des bürgenden Staates gerade noch schweren Herzens akzeptieren. Immerhin sind es ja die Banken, die unser aller Liquidität zu verträglichen Konditionen sichern sollen. Schaut man allerdings auf die Liste der Banken, die besonders von dem Rettungsangebot Gebrauch machen, kommen einem schon erste Zweifel ob des Sinns der ganzen Angelegenheit. Das Geschäftsmodell der Landesbanken wird schon länger kritisch beäugt. Nicht wenige Finanzexperten halten sie für überflüssig, zumindest hinsichtlich ihrer Anzahl empfehlen sie eine deutliche Marktbereinigung. Weniger Landesbanken täten es auch. Trotzdem geht der steuerzahlende Bürger jetzt erst einmal ins Risiko, damit diese Banken so weiterwursteln können wie bisher.

Nach der Bankenrettung meldete sich die Autobranche zu Wort. Sie fühlt sich noch immer als wichtigste Branche (mindestens direkt nach den Banken) und betont gern ihre Rolle als größter Arbeitgeber. Lange wurde es dem Bürger vorgebetet, also glaubt er es auch. Deshalb ist wohl jetzt auch der Aufschrei nur sehr verhalten zu vernehmen, dass mit Opel sogar ein einzelnes Unternehmen nach einer Staatsbürgschaft schreit.

Bevor sich noch weitere Branchen und Unternehmen dem Rettungsgezeter anschließen, sollte sich der bürgende Bürger langsam mal wehren. Denn die Automobilindustrie ist schon längst nicht mehr Deutschlands größter Arbeitgeber, es ist mittlerweile die Gesundheitswirtschaft mit mehr als vier Millionen Beschäftigten. An diesem Wirtschaftszweig hängen auch Zulieferer und dieser Bereich greift größtenteils auf die gleichen Akteure des Dienstleistungssektors zurück wie die Autobranche (z. B. Speditionen).

Ungeachtet dessen sollte jede Branche ihre hausgemachten Probleme selber lösen. Denn „Deutschland hilft der Super-Branche“ ist ein teures Spiel, wenn dadurch gutes Geld schlechtem Geld hinterhergeworfen würde.

Die Automobilindustrie hat beispielsweise jahrelang in die falsche Richtung gearbeitet. Jeder Effizienzgewinn hinsichtlich des motorischen Antriebs wurde in noch mehr Leistung umgemünzt, statt in eine noch drastischere Reduzierung des Verbrauchs. Auch wurde verkannt, dass der stark alternde und immer mehr kränkelnde Bürger einen immer größeren Teil für seine Gesunderhaltung ausgeben muss und seine finanzielle Alterssicherung und dieses Geld eben nicht in ein neues Auto investieren kann. Wer mag sich da noch einen Mittelklassewagen leisten, für dessen Metallic-Lackierung mittlerweile mehr als 500 Euro zu berappen sind und der insgesamt so viel kostet wie ein innerstädtisches Appartement?

So lange es Marken gibt wie Dacia oder Skoda, die global betrachtet gegen den Trend wachsen, sollte kein Handlungsbedarf bestehen.

Auch die neue Super-Branche Nr. 1, die Gesundheitswirtschaft, sollte nicht unken und mit breit geschwellter Brust (wie am Freitag die Kliniken) nach noch mehr Geld vom Staat oder mindestens Bürgschaften rufen. Denn auch hier gilt, dass erst einmal das Angebot den Bedürfnissen des Marktes anzupassen ist. Braucht Deutschland wirklich mehr als 2.000 Kliniken, mehr als 400 davon allein in NRW? Und müssen die meisten Kliniken wirklich nach Art eines Gemischtwarenladens alle möglichen Behandlungen anbieten, selbst wenn es für viele Therapien bessere Spezialisten in anderen Kliniken gibt?

Die Beispiele zeigen, wie riskant es wäre, ohne Hinterfragen von Geschäftsmodellen vorschnell Subventionen (in Form von Steuerermäßigungen) oder Bürgschaften zu gewähren.

Das Geld sollte denen gegeben werden, die am besten wissen, was sie wirklich brauchen und was nicht – den Bürgern!

Insofern kann man nur hoffen, dass sich die politischen Kräfte durchsetzen werden, die in Richtung von mehr Steuerentlastung für die einfache und mittlere Schicht argumentieren. Das würde den Staat zwar auch teuer zu stehen kommen. Aber der Bürger würde das Geld in das seiner Meinung nach beste Angebot investieren. Es darf bezweifelt werden, dass davon dann also immer die profitierten, die jetzt so laut nach dem Staat schreien. Sie werden sich etwas einfallen lassen müssen, um den Bürger von ihrem Angebot zu überzeugen. Und sonst verschwinden sie halt von der Bildfläche.

Mittwoch, 12. November 2008

Ehrenhafte Verräter – Vorurteil widerlegt

Das Hessen-Debakel der SPD ist durchdiskutiert. Was aber bleibt, ist zumindest eine revidierte Meinung vom „Mensch Politiker“.

Sie gelten als machtgeil. Sie gelten als geldgeil. Sie gelten als wenig selbstkritisch. Sie gelten als abgehoben. Und lügen, dass sich die Balken biegen, tun sie auch permanent. So sehen die Deutschen mehrheitlich die Politiker in unserem Land.

Hessens SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti hat sich alle Mühe gegeben, diesem Klischee bestmöglich zu entsprechen. Die vier so genannten Verräter aus ihrer Fraktion haben indes nachhaltig echte Imagepflege für ihren Berufsstand betrieben, wenngleich sie in ihrem politischen Lager hierfür wahrscheinlich bis ans Ende ihrer Tage geächtet werden.

Gleich wie man politisch zu den Vorgängen in Hessen steht, so sollte es doch nach dem Trubel der letzten Tage Würdigung finden, dass sich einmal Politiker völlig anders verhalten haben, als man das gemeinhin ihnen unterstellt.

Jürgen Walter etwa hätte Minister werden können. Okay, das Ministerium hätte nicht seinem gewünschten inhaltlichen Zuschnitt entsprochen. Aber den meisten Politikern wäre dies wohl egal gewesen. Ein nettes Amt, ein nettes Gehalt und nach dem Ausscheiden aus der Politik eine nette Pension – in Anbetracht dieser rosigen Aussichten hätte wohl die Mehrheit der Politiker ein solches Angebot angenommen. Ich hätte es wahrscheinlich auch so gemacht. Nicht so Jürgen Walter. Klar war es doof, dass er so spät erst sein Gewissen entdeckte. Trotzdem verdient Walters Verhalten ausdrückliche Würdigung. Walter steht jetzt existenziell vor dem Nichts. Hätte er getrickst und erst in der Wahlkabine (unbeobachtet) sein Gewissen entdeckt, hätte er wahrscheinlich das politische Erbe Ypsilantis angetreten. Chapeau vor soviel Selbstlosigkeit!

Auch Silke Tesch wusste im TV-Talk bei Beckmann zu überraschen. Sie pflege zuhause einen Angehörigen und die Politik sei ihre einzige Existenzsicherung. Ypsilanti habe ihr sogar das Amt der Landtagsvizepräsidentin angeboten. Nach rein wirtschaftlichen Aspekten hätte Frau Tesch also besser Ypsilanti unterstützt und ihre Landtagsdiäten eingestrichen, als ihre Fraktionsvorsitzende in die Wüste zu schicken und sich selbst aufs politische Abstellgleis zu schieben. Ein zweites Chapeau vor soviel Selbstlosigkeit!

Und was macht der politische Konterpart aus der eigenen Partei, also die Seite, die sich exakt so verhalten hat, wie man es von der Politik erwartet? Sie setzt dem ganzen noch die „Krone“ auf. Die vier Abweichler werden ausgesperrt und kaltgestellt. Kein Diskurs in der Sache, kein Aufeinanderzugehen, kein Prozess der inneren Einkehr und kein Prozess der „Reinigung“. Kurs halten ist stattdessen angesagt, wenn es sein muss mit politischer Gewalt. Wer nicht mitzieht, fliegt ´raus!

Als PR-Manager schüttelt man über derlei Vorgänge nur den Kopf. Eine Kampagne braucht Glaubwürdigkeit. Ohne den Selbstreinigungsprozess, also den Diskurs hinsichtlich der Inhalte, wird die hessische SPD ihre Glaubwürdigkeit aus Sicht des Wählers nicht zurückgewinnen können. So lange dies nicht passiert, kann man sich als Beobachter der Szenerie entspannt zurücklehnen. Denn die nächsten Abweichler werden kommen. Die politischen Gräben sind schließlich tief genug.

Und es besteht die leise Hoffnung, dass manch einer der Abweichler wieder sein Gewissen entdecken wird. Denn Politik funktioniert offenbar doch anders, als man sich das gemeinhin vorgestellt hat.

Dienstag, 11. November 2008

Offline

Ich bin ein Online-Junkie. Mit PC, Notebook oder Smartphone – Internet geht immer. Drohen Entzugserscheinungen?

Es beginnt völlig harmlos. Man sitzt immer mehr vor dem PC, auch abends. Statt des TV-Programms fährt die Kiste hoch und dann wird in die Tasten gehauen. Dann fängt man an sich zu ärgern, wenn man mal auf Reisen mehrere Tage nicht im Netz unterwegs sein kann. Also kauft man sich ein Smartphone. Damit ist man dann always online. Wann man will, wo man will. Emails werden abgerufen und geschrieben wie einst SMS. In Foren und Blogs wird mal eben im Vorbeigehen kommentiert.

So in etwa kann man meinen gesteigerten Weg in die Online-Welt beschreiben, noch dazu beflügelt durch einen beruflich stark kommunikativ ausgerichteten Job.

Immer mal wieder habe ich mir die Frage gestellt, ob es auch offline ginge. Oder ob ich dann unter Entzugserscheinungen leiden würde. Zitterten meine Hände dann? Würde ich aggressiver werden, Frau und Kind schlagen, Essen links liegen lassen usw.? Wäre es also wirklich schon Sucht?

Die letzten Tage brachten unfreiwilligermaßen Aufklärung. Im Job liegt derzeit irre viel an: Telefonate hier, Meetings dort, der Mailkasten rappelvoll! Dazu privater Stress: Gesundheitszustand der Frau schlecht, Junior macht Blödsinn ohne Ende in der Schule, Wohnungssuche, Maklertermine, Banktelefonate und dazu auch noch das ganze Wochenende zugepflastert mit Terminen zu privaten Einladungen.

So sitzt man dann abends auf der Couch. Normalerweise geht die Hand dann zum Power-Knopf des Notebooks. Aber nun rührt sie sich nicht. Man stellt sich die Frage, ob man noch online gehen soll. Man quält sich, es gehört ja schließlich zum Leben mit dazu. Da draußen warten ja Leute, die in der Online-Welt mit einem Quatschen wollen. Die Leute aus dem Autoforum, die Leute aus dem Fußballforum, die Leute bei Opinio.

Nach ein paar Tagen quält man sich nicht mehr. Der Power-Knopf bleibt aus. Alles ist ruhig im Wohnzimmer. Kein Händezittern, keine Aggression, Frau und Kind leben noch ohne Beulen. Man ist offline!

Es geht. Man hält es aus. Nur wird man mit der Zeit immer fauler. Denn die persönlichen Nachrichten häufen sich. Man muss viel abarbeiten. Die Chronologie des Geschehens ging schließlich online weiter. So wird man über Mails von guten Freunden auf dem Laufenden gehalten.

Die Frau Lebensberaterin habe dies und das zum Schlechtesten gegeben, darauf habe der das und das geantwortet und der dieses und jenes kommentiert.

Irgendwann steht man dann vor der Grundsatzfrage, wie es weitergehen soll. Will man sich das Internet am Ende von besagten Freunden noch ausdrucken lassen, um irgendwie irgendwann daran teilzuhaben. Oder steigt man wieder ein?

Wofür ich mich entschieden habe, zeigt dieser Beitrag.

Aber! Gut zu wissen, dass es prinzipiell auch offline ginge.

Mittwoch, 5. November 2008

Herr Wagner und die Blogwelt

Richard Wagner pöbelt in der FAS verbal brutal gegen die Blogszene. Sind wir alle „arbeitsweltlich Asoziale, mit denen draußen keiner spielen wollte“?

Zu dieser Verbalattacke holt Wagner jedenfalls in der Sonntagszeitung der FAZ aus und legt sogleich noch nach: „Zum Glück werden von den Abermillionen Blogs kaum welche gelesen. Womit? Mit Recht.“ Portale oder Blogs erreichten schnell die „pathologischen Tiefebenen des Sektierischen, so Wagner weiter.

Warum dieser Schweremut, Herr Wagner? Liegt´s an Ihrem Namen?

So schwermütig wie Wagners Musik, so düster durchdrang in schwer beleidigtem Moll-Ton jedenfalls das Klagen Wagners die Sonntagsstimmung.

Nun mag man das hinnehmen, denn das Wehklagen ist immerhin der Seite „Meinung“ zu entnehmen. Aber die journalistische Unprofessionalität, mit der Wagner seinem Unmut Luft verschafft, ist dann doch ungewöhnlich und spricht für tiefes Verletztsein in der Sache.

Für alle, die den Artikel nicht gelesen haben: Herr Wagner stellt mal eben die Behauptung auf, Blogger seien halt Laien, die es nicht bis zur journalistischen Festanstellung geschafft hätten und jetzt ihre Selbstverliebtheit auf andere Weise äußerten. Unprofessionell ist der Artikel schon deshalb, weil er das Für und Wider (wie in Kommentaren eigentlich üblich) nicht gegeneinander abwägt. Stattdessen wird mit Worten geholzt.

Und Herr Wagner scheint sich nicht intensiv mit den so viel gescholtenen Blogs und mit ihrer Entstehungsgeschichte auseinandergesetzt zu haben.

Blogs sind in den 90igern gestartet als „Logbücher“ des Lebens, also als öffentliche Tagebücher. Ihren Ursprung haben sie in den USA, wo Blogs zum Beispiel anfangs auch dazu genutzt wurden, Damenzirkeln Häkelmuster zugänglich zu machen – so eine Legende.

Wer sich diesen Ursprung vor Augen führt, dürfte schnell Wagners Kritik relativiert sehen. Ohne Frage toben in Blogs viele Autoren ihre Neurosen und ihren Geltungsdrang aus. Und leider ist die Blog-Evolution in Deutschland noch nicht sonderlich vorangeschritten, was vielleicht Wagners Trübsinn erklärt.

In den USA sieht es ganz anders aus. Dort gehört ein Blog fast schon zur Online-Grundausstattung dazu wie ein Email-Account. Will man wissen, was bei seinem Freund so los ist, schaut man in dessen Blog. Man kann es direkt kommentieren, der Rück-Link führt zum eigenen Blog. So nimmt man selbst in stressigen Zeiten Teil am Leben der Anderen.

Die Verletztheit Wagners mag sich vielleicht erklären aus dem Umstand, dass (ebenfalls insbesondere in den USA) Blogs immer mehr zu Konkurrenzmedien mutieren, in denen über das Zeitgeschehen durch sich vor Ort befindliche Blogger berichtet und kommentiert wird. Die technischen Mittel sind oft rudimentär. Die Geschwindigkeit der Veröffentlichung ist dafür aber wesentlich höher, als bei konventionellen Medien.

Sollte man deshalb aber Blogs verteufeln und die Blog-Szene so bepöbeln, wie es Wagner getan hat?

Letztlich ist es eine Frage der Positionierung. Wie man eine Online-Community gut einbinden kann, dafür ist zum Beispiel Opinio sicher ein gelungenes Beispiel. Qualitätsdebatten wurden auch hier hinreichend geführt. Aber es scheint immer noch ein hinreichendes Maß an Qualität vorhanden zu sein, sonst würde das „Produkt“ dem Volke nicht schmecken, würden sich an dieser Plattform nicht so viele Autoren beteiligen und kommentieren (was beweist, dass die betreffenden Artikel gelesen werden).

Und in Richtung der Zeitungsmacher könnte die Blogszene ja auch zurückpöbeln. Wer hat sich nicht schon einmal darüber geärgert, mehr als einen Euro für seine Tageszeitung am Kiosk zu bezahlen, um sie dann in einer Viertelstunde durchblättern zu können, weil sie wieder mal nur ein Sammelsurium von Agenturmeldungen enthält. Agenturmeldungen, die man selbst einen Tag zuvor bereits aus dem Netz aufgepickt hatte.

Des medialen Streits Lösung: Leben und leben lassen! Wer nicht den Geschmack seiner Leser trifft, wird irgendwann aufhören zu schreiben. Sei es, weil der Verleger das Blatt für Bankrott erklärt oder der Blogger sich nicht hinreichend gewürdigt fühlt und die Tastatur beleidigt beiseite schiebt. Oder er schreibt für sich weiter, wie es viele Menschen schon seit Urzeiten mit ihren Tagebüchern gemacht haben (um die Erinnerung für sich selbst wach zu halten).

Deshalb: Immer schön Blogger bleiben!

Herrn Wagner von der FAZ wünsche ich für den kommenden Sonntag etwas weniger Schwermut. Wer sich an Bloggern abarbeitet, wird eh´ kein Ende finden.

Freitag, 31. Oktober 2008

Ein SORRY und viel Realitätsverlust

Die Herren Löw und Ballack haben ein Problem miteinander. Sie halten es für ein dickes Problem und sitzen doch auf einer Insel der Glückseeligen.

Der Reihe nach: Es geht um Fußball, es geht um Eitelkeiten und letztlich nur um Kinkerlitzchen. Vorarbeiter Ballack kritisiert öffentlich Boss Löw. Der kritisiert öffentlich die Kritik seines Vorarbeiters Ballack.

Normal mag der Vorgang zwar nicht sein, völlig abgehoben mutet aber die Problembewältigung an. Vorarbeiter Ballack nimmt mal eben 13.000 Euro in die Hand, verbrennt in einem Privatjet fliegend unendlich viele Liter Kerosin, um seinem Boss Löw im Abenddunkel SORRY zu sagen und wieder abzudüsen.

Diese Art von Problembewältigung lässt einen ratlos und ohnmächtig zurück. Dieses Maß an Realitätsverlust – völlig abgehoben im wahrsten Sinne!

Das Geld hätte Vorarbeiter Ballack besser gespendet. Zum Beispiel dem Verband DFB. Damit hätte man eine Videokonferenz-Anlage vom Feinstern dauerhaft installieren können. Damit Vorarbeiter Ballack via Standleitung seinem Boss Löw die Meinung zu jeder Zeit hätte geigen und entsprechende Nettigkeiten zugleich zurück hätte empfangen können. Und für eine Spende an wohltätige Zwecke wäre immer noch genug Geld vorhanden gewesen.

Aber eine Vorstellung von den Problemen „normaler“ Menschen in diesen Tagen haben Vorarbeiter Ballack und Boss Löw natürlich nicht.

Apropos normale Menschheit: Die wird derweil von einem Alptraum gepeinigt. Man stelle sich vor, Vorarbeiter Ballack und Boss Löw arbeiteten bei der NASA. Vorarbeiter Ballack kritisiert öffentlich Boss Löw für die mangelnde Ausstattung der ISS mit Klopapier – Fliegenschiss im Schwebezustand mit teuren Konsequenzen.

Denn Boss Löw lehnt die Entschuldigung via Funk ab und fordert persönliches Erscheinen. Vorarbeiter Ballack steigt in die Rakete. Alptraum zu Ende - unendlich viel Geld verbrannt!

Zurück in die Fußball-Realität: Ausgerechnet am Tag des teuren SORRYs will die Bundesliga über das Fernsehen der normalen Menschheit ans Geld. Es geht um Übertragungsrechte. Der normale Mensch soll mehr zahlen.

Denn der deutsche Fußball darbt. Sagen die nicht-normalen Menschen von der DFL und dem DFB.

Wirklich? Wer es glaubt wird seelig. Alle Anderen sind doch nicht blöd!

Einweghandschuhe - die Alleskönner!

Man(n) kommt stets auf schräge Ideen. Mit Einweghandschuhen lässt sich jedenfalls eine Menge anstellen - spurlos.

Die Szene entbehrte nicht einer gewissen Komik. Mein Nachbar sah mich mit übergestreiften Einweghandschuhen die Treppe hinunter kommen.

Seine mit einem Grinsen unterlegte Frage: „Was hast Du mit Deiner Frau gemacht?“

Meine leicht verschämte Antwort: „Nichts! Du wirst jedenfalls keine Spuren mehr finden.“

Darauf sein mit einem noch dickeren Grinsen unterlegter Konter: „Kannst Du mir die Dinger auch mal leihen.“

Ich kann vorwegnehmen, dass meine Frau den Gebrauch von Einweghandschuhen durch mich bislang stets überlebt hat. Ob das in Anbetracht ihrer Kommentare dazu immer so bleiben wird, dafür kann ich nicht garantieren.

Ich lasse mich jedenfalls nicht beirren und bekenne frank und frei: ICH BIN EIN EINWEGHANDSCHUHFAN.

Bei ihrer Nutzung empfinde ich keine Lust, das sei an dieser Stelle mal klargestellt – nix von wegen Gummi-Fetisch!

Aber die Dinger sind einfach super praktisch. Eher zufällig habe ich sie mal bei einem Discounter mitgenommen. Meine Frau konnte sich nicht vorstellen, was ich damit anfangen wollte.

Jetzt ist sie schlauer!

Man(n) kann damit Schinkenspeck schneiden, ohne dass danach die Hände eine Woche lang wie frisch geräuchert stinken.

Man(n) kann damit an der Tankstelle Hände vor Dieselgeruch schützen.

Man(n) kann damit Öl nachfüllen, ohne danach mit schmierigen Händen herumzulaufen.

Man(n) kann damit Wärmesalbe auftragen, ohne dass die Hände vor lauter Wärme anfangen zu brennen.

Das alles konnte meine Frau nicht begeistern, sich der Wegwerfhandschuhe anzunehmen – bis zum Magen-Darm-Infekt unseres Juniors vor ein paar Tagen. Das gerade eingenommene Abendbrot hatte sich (außerhalb des Körpers) ziemlich unschön verteilt auf dem Parkettboden.

Von dem Moment an, wusste nun auch Frau, was Man(n) und Frau mit Einweghandschuhen machen können. Der Parkettboden glänzt jedenfalls wieder im Abendrot frei von jeglichem Abendbrot.

Nun sind wir zwei Einweghandschuhfans bei uns zuhause. Ein bisschen beunruhigt mich das aber schon. Man(n) stelle sich vor, Frau machte sich auch irgendwann Gedanken, was sie damit gänzlich spurlos verschwinden lassen könnte.

Egal, lassen wir es darauf ankommen. Der Listigere und Schnellere von uns wird gewinnen (und lässt sich danach hoffentlich nicht vom neugierigen Nachbarn erwischen).

Dienstag, 28. Oktober 2008

Von den Socken

Kann man mit Kompressionsstrümpfen joggen? Man(n) kann! Sieht komisch aus, fühlt sich aber gut an.

Auf einer Fachveranstaltung traf ich kürzlich den Produktmanager eines Herstellers medizinischer Hilfsmittel. Sein Verantwortungsbereich seien Kompressionsstrümpfe, so stellte er sich mir vor. Obwohl sein Arbeitgeber ein durchaus bekanntes Unternehmen ist, habe ich den Mann bemitleidet. Wie bringt man seinem Freundes- und Verwandtenkreis bei, dass man sich beruflich mit Stütz- und Kompressionsstrümpfen beschäftigt?!

Ich wechselte das Thema, alle anderen Dinge erschienen mir spannender. So sprachen wir über das schöne Herbstwetter und über unsere liebsten Sportbeschäftigungen. Als ich vom Laufen anfing zu erzählen, ging mein Gegenüber – natürlich ganz der Marketing-Profi – doch wieder in die Produktoffensive.

Er habe da einen neuartigen Kompressionsstrumpf im Programm speziell für Sportler. Das sei auch was für Leute ohne spezielle Venenleiden, die einfach ab und an beim Laufen oder auf Reisen mal dicke Beine oder Füße bekämen.

Beim Gedanken, in Kompressionsstrümpfen eine längere Strecke zu laufen, schüttelte es mich. Einmal hatte ich testweise einen solchen Strumpf angelegt (wie der Fachmann sagt) und mich ganz schnell des Dinges wieder entledigt. Im Leben wäre ich nicht auf die Idee gekommen, ohne Not mit einem solchen Strumpf auch nur ein paar Minuten mich zu bewegen.

Jetzt kam das neue Produkt ins Spiel. Es sei atmungsaktiv, sehr elastisch und fühle sich im Grunde nicht anders an als eine Fußballsocke. Immer auf was Neues aus, lies ich auf der erwähnten Fachveranstaltung ein Waden-Scan über mich ergehen und bekam vor ein paar Tagen ein passendes Paar Strümpfe nach Hause geliefert.

Meine Frau musste grinsen und konnte sich den Kommentar „Und? Wann kommen die Inkontinenzeinlagen?“ nicht verkneifen.

Doch ich zog den Produkttest eisern durch – von so viel Häme erst recht angespornt. Mein Fazit: Ich bin von den Socken. Insbesondere, wenn man noch von den Sportaktivitäten des Vortages Muskelkater in den Knochen hat, wirken diese Strümpfe Wunder. Angenehmer Nebeneffekt ist natürlich um diese Jahreszeit, dass die Waden schneller warm werden.

Kaufen würde ich die Sport-Kompressionsstrümpfe vorerst aber nicht. Der normale Preis von 69 Euro pro Paar dürfte sicher bei vorliegender medizinischer Indikation gerechtfertigt sein. Um aber einfach nur ein angenehmes Gefühl beim Joggen zu verspüren, lohnt sich die Investition wohl eher nicht.

Immerhin: Meine Meinung über Kompressionsstrümpfe hat sich geändert. Das ist keineswegs nur „Alte-Leute-Kram“, sondern mittlerweile Textil-Hightech vom Feinsten. Den Produktmanager bemitleide ich jetzt nicht mehr so sehr. Tauschen wollte ich mit ihm jedoch auch nicht. Sein Arbeitgeber ist in Zeulenroda beheimatet.

Wer sich dort mit Stütz- und Kompressionsstrümpfen beschäftigt, muss wohl in jeder Hinsicht flexibel sein. Ich bin es nicht und bleibe deshalb gern in Düsseldorf – bis auf weiteres in normalen Socken unterwegs.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Tatort Gemeinschaftsküche

Küchen sollten ein Hort der Hygiene sein. Auf gemeinschaftlich genutzte Büroküchen trifft das leider selten zu. Unglaublich, was hier so passiert...
Verschiedene Tatorte verdienen eine Bestandsaufnahme.

Tatort Nr. 1: Der Kühlschrank – hier ranzt aus der Kantine entführter Joghurt wochenlang vor sich hin. Verschüttete Kaffeesahne durchläuft in ihrer Evolutionsphase zur grünen Klebemasse verschiedene Stadien der Geruchsbildung. In diese Duft-Melange klinkt sich der überfällige Weichkäse mit ein.

Tatort Nr. 2: Die Mikrowelle – hier wurde mehrmals der Versuch unternommen, Milch mehr als drei Minuten lang auch bei voller Leistung und ohne Abdeckung zu erwärmen. Prinzipiell ist das möglich. Schade nur, dass niemand dabei aufgefallen ist, inwieweit sich die Befüllung des Behältnisses dabei verändert hat.

Aber eine ganz besondere Würdigung verdienen die Tatorte Nr. 3 und 4. Hier ist in den letzten Tagen schier Unvorstellbares passiert.

Tatort Nr. 3: Die Spülmaschine – hier kann man alles abladen, was hineinpasst. Zum Beispiel den Elektro-Wasserkocher. O-Ton der ertappten Kollegin: „Der war so verkalkt. Der sollte doch mal wieder richtig sauber werden. Da kann doch nichts in der Maschine passieren.“

An dieser Stelle fallen Arbeitsschützer dieser Welt in Ohnmacht. Dass Kalk in seltensten Fällen sich in Spülmaschinen löst, mag ja noch ein auf Verkalkung bestimmter Organe zurückzuführender (ungefährlicher) Irrglaube sein. Dass Leib und Leben jedoch beim Wiederanschluss des bewässerten Gerätes an das Stromnetz in Gefahr sind, sollte sich unterdessen doch noch besser herumsprechen.

Steigerung möglich? Aber klar doch! Denn wo Menschen sind, tun sich Abgründe auf.

Tatort Nr. 4: Die Spüle – hier kann man alles spülen, was hineinpasst. Zum Beispiel verdreckte Straßenschuhe. Im Übrigen stehen an dieser Stelle auch dafür schrecklich gut geeignete Utensilien parat – wie etwa die Spülbürste. Wenn damit Toast-Krümel von der Spüloberfläche gefegt werden können, dann lassen sich damit schließlich noch ganz andere irdische Brocken beseitigen. In diese Richtung argumentierte letztlich auch der auf frischer Tat ertappte Kollege, der gerade dabei war, sich das Spülhandtuch zwecks Abtrocknens seiner Schuhe zu greifen: „Nun stellen Sie sich mal nicht so an.“

Was kommt als nächstes? Man stelle sich vor, Kollegin A und Kollege B heckten gemeinsam praktische Ideen aus. Dann würde B womöglich seine Schuhe in die Spülmaschine stellen, worin sie zum Ende der Glanzvorstellung automatisch auch noch getrocknet würden.

Zu bedenken ist an dieser Stelle auch, dass die Küche wesentlich näher an den Büros liegt als etwa die Klos.

Der Verfasser zieht es vor, den Gedanken nicht weiter fortzusetzen. So bleibt dieser Artikel – man möge es mir verzeihen – ausnahmsweise UNVOLLENDET!

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