Man liest es immer und immer wieder. Heute habe ich wieder so eine Meldung vernommen. Ein Familienvater hat die Fassung verloren, konnte dem Schreien seines Babies nicht mehr widerstehen und hat es geschüttelt. Das Kind hat gerade noch überlebt, wird aber mit schwersten Hirnschäden fürs Leben gezeichnet sein. Die Familie aus Willich galt als unauffällig, der Vater als nicht gewalttätig und das private Umfeld als normal.
Klar, man könnte es sich jetzt einfach machen. Ab mit dem Brutalo-Vater hinter Gitter, für lange und ewig. Doch halt! Der Fall macht einen betroffen. Gerade als Vater eines wenige Wochen alten Schreihalses macht man sich dazu seine Gedanken.
Man muss sehr viel Geduld aufbringen. Wehe, man erwischt auch nur einen falschen Moment. Und solche Momente kommen schnell. Nächtelang hat man schlecht geschlafen, dann kommt eine Grippewelle, garniert mit beruflichem Stress - tja, und dann schreit und schreit das Kind. (...)
Für mich zeigt der Fall, wie man durch Versagen der Nerven in ein paar Sekunden sein ganzes Leben (und das des Kindes) zerstören kann. Da kriegt man eine Gänsehaut.
Wenn das Schreien mal wieder unerträglich wird, kein Wickeln, Beruhigen, keine Zärtlichkeit mehr hilft, dann sollte man an solche Fälle denken - einfach aus dem Raum gehen, die Nerven herunterfahren, bis 10 oder 100 zählen und dann den Geduldsfaden wieder aufnehmen.
Auch wenn ich mich hier unbeliebt mache. Aber irgendwie tun mir im besagten Fall alle leid - auch der Mann.
dmkoch - 29. Jan, 16:16
Jetzt ist Oskar zuhause! 2.100g waren am Freitag sein Entlassungsgewicht. So verließ er samt Mama die Frühchen-Station der Uniklinik Düsseldorf. Papa musste derweil arbeiten. Schliesslich liegt derzeit mit der boot 2009 eine der größten Publikumsmessen des Jahres in Düsseldorf "vor Anker".
Mit unserer kleinen Dreizimmerwohnung scheint sich Sohnemann Nr. 2 aber noch nicht so recht anfreunden zu können. Er schreit sehr viel und so sind Mama und Papa (samt ihrer Nerven) voll gefordert.
Der große Bruder (6 Jahre) findet es derweil noch alles sehr faszinierend. Endlich ist er nicht mehr der "Kleine". Mal sehen, wann ihn die erste Eifersuchtsattacke überkommt.
Bei der Wohnungssuche waren wir unterdessen noch nicht erfolgreich. Das Angebot an bezahlbaren Großraum-Wohnungen ist sehr knapp. Irgendwas stört immer: Entweder ist der Blick bescheiden, die Nachbarschaft problematisch, der Grundriss bescheuert oder aber einfach die Aussicht auf einen Betreuungsplatz in der zuständigen Grundschule vor Ort ist nicht gegeben. Da werden wir wohl noch etwas Geduld aufbringen müssen.
Aber derzeit sind wir ja eh´ durch viel "Feldgeschrei" stark abgelenkt und mit anderen Dingen beschäftigt...
dmkoch - 18. Jan, 16:39
Unser Leben steht derzeit ganz im Zeichen unseres jüngstgeborenen Sohnes. Er kam am 7.12. zwei Monate zu früh auf die Welt.
Gestartet ins Leben ist er in der 31. Schwangerschaftswoche mit zarten 1.230 g und 37cm. Die ersten drei Wochen verbrachte er auf der Kinder-Intensivstation, seit Weihnachten liegt er auf der normalen Frühchen-Station. Noch immer ist er ausgestattet mit einer Magensonde, denn mit Fläschen-Nuckeln allein wird er noch nicht satt.
Dennoch liegt ein großer Teil Wegstrecke schon hinter ihm. Denn mittlerweile wiegt er 1.700 g und misst 43 cm.
Obwohl wir einerseits zuhause noch die Ruhe genießen könnten, bestimmt Sohnemann Nr. 2 schon jetzt unseren Takt. Vormittags fährt meine Frau in die Klinik und ist dann für mindestens drei Stunden weg. Am späten Nachmittag fahre ich zu ihm zusammen mit Sohnemann Nr. 1. Das haben wir natürlich auch an den Weihnachtsfeiertagen sowie an Silvester und Neujahr so gehandhabt. Warum wir nicht alle gemeinsam in die Klinik fahren? Weil wir glauben, es täte dem Kind gut, wenn es möglichst viel Zeit nicht allein in seinem Wärmebettchen verbringt. Es könnte ja sein, dass so ein kleines Würmchen mehr registriert und wahrnimmt an Gefühlen, als man das ihm mangels Größe (der Verstand kann ja noch nicht ausgeprägt sein) gemeinhin unterstellt.
Wenn man so im Fernsehen die Bilder aus Krankenhäusern im Gaza-Streifen sieht oder in Afghanistan, dann schätzt man sich unterdessen ungemein glücklich, wenn das eigene Kind in Deutschland in einer Klinik umsorgt wird. Die Ärzte sind stets auf dem Laufenden, wenn man sie bezogen auf den Nachwuchs anspricht, die Schwestern geben sich viel Mühe und die Gerätschaften sind durch und durch auf dem neuesten Stand (was ich beruflich bedingt beurteilen kann).
Und – welch´ Errungenschaft – die Evolution der Babywindel ist weit fortgeschritten. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum man(n) an den Wickeltresen immer mehr Männer vorfindet. Leichter wurde es einem jedenfalls nie gemacht, sein Kind zu wickeln. Die Windeln sind fast so dünn wie Unterhosen, die Klettverschlüsse lassen sich leicht öffnen und vor allem saugen die Dinger mittlerweile alles weg und auf, so dass sich die Sauerei einigermaßen in Grenzen hält und die übrige Winzlingskleidung meist nicht betroffen ist.
Diese Gedanken muten banal an, sie zeigen aber auch, dass unser Junior bislang auf seinem Weg noch Glück gehabt hat. Denn durch kommen zwar die meisten Frühchen, welche ab der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen. Aber das WIE kann entscheidend divergieren. Geistige Schäden (als Folge etwa von Hirnblutungen), Fehlbildungen innerlich wie äußerlich oder Haltungsschäden sind nicht selten. Bei unseren Besuchen in der Klinik werden wir im Rahmen von Gesprächen mit anderen Eltern jedenfalls mit einer Menge von tragischen Momenten konfrontiert.
So sind meine Frau und ich voll der guten Hoffnung, dass Sohnemann Nr. 2 nach dem Start ins Leben im Dezember 2008 ohne weitere Komplikationen ins Jahr 2009 durchstarten kann.
Fortsetzung dieses kleinen Zwischenberichtes folgt...
dmkoch - 1. Jan, 20:50
Viele Fragen erreichen Familie Koch dieser Tage zum gesundheitlichen Wohlergehen unseres jüngstgeborenen Juniors. Dazu lässt sich festhalten: Junior II nimmt in kleinen Schritten zu, die übliche Neugeborenen-Gelbsucht scheint gut überstanden und es hat bislang keine weiteren Komplikationen gegeben.
Obwohl seine Wiege bereits eingerichtet ist, bleibt der Weg nach hause für ihn jedoch noch vorerst eine Angelegenheit von mehreren Wochen. Damit rechnen wir erst Ende Januar 2009. Bis dahin sind tägliche Besuche in der Klinik angesagt.
An dieser Stelle bedanken wir uns auch an dieser Stelle für die vielen Glückwünsche und Gaben anlässlich der Geburt und wünschen allen Freunden entspannte Feiertage und einen guten Neustart in 2009.
Ein bisschen werden auch wir noch die Ruhe in den letzten Tagen dieses Jahres genießen. Danach dürften die Nächte eher lauter und kürzer werden...
dmkoch - 21. Dez, 07:25
Die Experten überschlagen sich. Deutschland droht die super-brutal-ganz-schlimm-noch-viel-schlimmer Horror-Rezession. Mein Chef hält dagegen...
Deutschland hat für alles seine Experten. Dem Wesen dieser Experten entspricht es, sich mit Weisheiten zu Wort zu melden. Oft werden Dinge als Weisheit verkündet, die eigentlich jeder logisch denkende Mensch auch so von sich geben würde. Das würde nur Niemanden interessieren.
Aber auch von den vermeintlichen Experten gibt es zu viele. Um nun nicht in der breiten Masse der Experten und Pseudo-Experten unterzugehen, belieben Experten gern ihre Meinung zuzuspitzen. Und so vergeht kaum ein Tag, an dem die derzeitige wirtschaftliche Lage nicht von irgendeinem Experten schlimmer geredet wird, als von den Experten an den Tagen zuvor dies eh´ schon getan wurde.
Da Wirtschaft aber erheblich auch von Psychologie geleitet wird - die Menschen halten schließlich unabhängig von der tatsächlichen Situation ihr Geld zusammen, wenn sie schlimme Befürchtungen für die Zukunft haben – gilt es Zeichen gegen das stetige Verschlimmern der Lage durch stetig sich verschlimmernde Kommentare zu setzen.
Mein Chef hat in diesem Sinne alle in unserem Unternehmen überrascht. Gerade erst hatte unser Betriebsrat eine sehr gute Lohnerhöhungsrunde durchgesetzt, die Finanzkrise hatte Deutschland noch nicht im Griff. Es stand dieser Tage die jährliche Betriebsversammlung an.
Was hätte man von seinem Chef an einem solchen Tag erwartet? Das Wahrscheinlichste wäre eine Rede gewesen, in der sich der Chef vor die Versammlung stellt und die Lohnrunde als im Nachhinein viel zu hoch geißelt. Die meisten Chefs hätten ein düsteres Bild von der Zukunft gemalt und schon einmal durchblicken lassen, dass die letzte Lohnerhöhung wohl in dieser Form so hoch auf lange Zeit nicht mehr ausfallen würde.
Und was machte mein Chef? Ja, von Krise war auch ein bisschen die Rede. Aber das Geschäft sei unter dem Strich gut gelaufen, die Erwartungen seien so schlecht nun auch wieder nicht und daran habe die „Crew“ ihren Anteil. Als jeder das Ende der Ausführungen erwartete, kam nicht das Ende, sondern der Höhepunkt der Ausführungen. Laut Chef erhalten alle Mitarbeiter mit der Dezember-Abrechnung zusätzlich noch einmal 500 Euro extra. Trotz allgemeiner Krise, trotz hoher Lohnabschlüsse, einfach so!
Eigentlich müsste ich den Namen meiner Firma an dieser Stelle nennen. Da ich aber in der PR für dieses Unternehmen arbeite, möchte ich mich nicht dem Verdacht aussetzen, ich würde diese Plattform zu Promotion-Zwecken missbrauchen.
Ungeachtet dessen sind das Experten-Aussagen, die unser Land wirklich braucht. Den gewünschten psychologischen Effekt hat besagter Chef jedenfalls erreicht. Während in den Zeitungen darüber berichtet wird, dass all überall das Weihnachtsgeld gestrichen wird, schätzen sich wohl die Meisten froh, in unserem Unternehmen arbeiten zu können. Die üblichen Lästereien über die eigene Firma entfielen im Rahmen der Betriebsversammlung fast vollständig.
Natürlich mag man jetzt dagegenhalten, vielen Unternehmen gehe es so schlecht, dass solche Aktionen eben nicht überall möglich seien.
Aber wenn alle Chefs von Unternehmen, in denen es prinzipiell noch möglich wäre, so agieren würden wie mein Chef (statt die Krise als billigen Vorwand für Einsparungen zu nutzen), dann wäre das schon ein starkes Auflehnen gegen die Krise.
dmkoch - 10. Dez, 14:50
Vor einem Jahr ist mir die Firma "Print Production" aufgefallen durch - in meinen Augen - besonders "herzlich" übermittelte Weihnachtsgrüße (
Hier geht es zum Beitrag von einst!).
Was wohl dieses Jahr kommen würde von dieser Firma? Gar kein Gruß mehr? Das wäre wenigstens richtig konsequent und würde mich auch nicht weiter ärgern.
Doch diese eigentlich auf Printprodukte spezialisierte Firma weiss dem ganzen Gruß-Prozedere noch die Krone der Grußkunst aufzusetzen.
Es erreichte mich heute wieder eine Mail mit dem knappen Betreff "Weihnachtsgruß". Es war wieder ohne jegliches Anschreiben nur eine PDF-Datei enthalten. Und diese enthielt, welch Gipfel der herzlosen Grußhingabe, das gleiche Zitat von Wilhelm von Humboldt wie anno 2007: „Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben!“
Vor so viel Herzlosigkeit hinsichtlich zwischenmenschlicher Verbindungen möchte ich im nächsten Jahr verschont bleiben. Deshalb habe ich der Firma mit einem Link auf diesen Beitrag entsprechend geantwortet.
Merke! Wer nicht wirklich grüßen will, sollte besser schweigen.
dmkoch - 10. Dez, 09:37
Heute wurde unser zweiter Sohn geboren: Oskar Anton. Er wiegt gerade einmal 1.230 g und kam um 17:55 Uhr per Kaiserschnitt in Düsseldorf zur Welt.
Atmen kann er (vorerst) allein. In den kommenden Tagen wird er kämpfen müssen. Dafür wünschen ihm die stolzen Eltern alles Gute. Und natürlich gratulieren wir zu seinem Geburtstag.
Für alle Freunde, Verwandten und Bekannten der Familie Koch: Mama Koch ist von den Strapazen noch etwas fertig. Es geht ihr aber den Umständen entsprechend gut.
dmkoch - 7. Dez, 22:40
Die Web-Euphorie ebbt ab. Sagen die Zukunftsforscher. Die Realität wird über „virtuelle Fakes“ siegen.
Kürzlich berichtete ich über ein paar Tage Online-Abstinenz (Titel „Offline“). Ich, der Online-Junkie, hatte so viel um die Ohren, dass ich einfach keinen Bock mehr auf Vernetzung mit „Gott und der Welt“ hatte. Der Rechner blieb aus. Die Tastatur blieb unbenutzt und Entzugserscheinungen wollten sich nicht einstellen.
Wie ich jetzt einem Zeitungsartikel entnehmen konnte, war das offenbar nur die ganz persönliche Vorwegnahme eines sich andeutenden Trend. Die Menschen gingen demnach immer öfter offline. 2,6 Millionen Menschen in Deutschland bezeichneten sich bereits als „Ex-Onliner“. Der Trend zu mehr digitaler Enthaltsamkeit werde sich verstärken.
Auf den Punkt gebracht: Durch intensive Nutzung von Online-Foren und Kontaktplattformen hätten viele Leute gemerkt, dass ihnen reale Bindungen doch mehr bedeuteten als „digitale Fakes“.
Meine eigene Erfahrung sieht differenzierter aus. Ja, man kann feststellen, dass sich viele Menschen sehr intensiv mit virtuellen (also nicht von Angesicht zu Angesicht präsenten) Kontakten abgeben und dabei ihre realen Gegenüber vernachlässigen. Stimmt nicht? Oh doch! Diese Erfahrung macht man regelmäßig. Da ist der Vorgesetzte, der in einem realen Feedback-Gespräch permanent auf seine Mail-Maschine in die virtuellen Welten blickt. Wahrscheinlich macht er dies ebenso, wenn er sich dann real mit einem dieser virtuellen Kontakte zum Meeting trifft. Da ist die Frau, die kurz nach Beginn des Abendessens lieber das Telefonat mit einer Freundin entgegennimmt, um es während der sich stark abkühlenden Mahlzeit stundenlang fortzusetzen. Dass sich nicht nur Nudeln & Co. dabei rasant schnell abkühlen, sondern nebenbei auch die Stimmung des Partnern, registriert sie nicht.
Doch es gibt auch den Segen der virtuellen Vernetzung. Als Fan einer Fußballmannschaft, die fernab rheinischer Gefilden kickt, kann man(n) endlos mit Seinesgleichen über Erfolg und Miss-Erfolg diskutieren, während das Gespräch hierzu in der heimischen Eckkneipe schnell ins Leere laufen würde. Auch findet man in den Weiten des Netzes garantiert immer jemanden, der gerade an genau dem gleichen Problem zu kauen hat, der genau die gleiche Krankheit zu besiegen hat, der seine Erfahrungen mit dem neuen Automodell ebenfalls sofort mitteilen will – das Netz macht seinem Namen in diesen Fällen alle Ehre. Es vernetzt Gleichgesinnte weltweit und mögen es noch so wenige davon sein.
Wo geht die Reise also wirklich hin? In Zeiten einer Vergreisung und Versingleung der Gesellschaft werden „digitale Fakes“ wohl kaum zum rückläufigen Trend. Wem in der realen Welt das soziale Netz fehlt, der wird es sich (notgedrungen) in den virtuellen Welten suchen. Die Anderen werden vielleicht zu mehr Sachlichkeit zurückfinden. Dort, wo die realen Bindungen ihren Nährboden finden, z. B. in Restaurants, Kneipen oder Lounges werden Smartphones und Laptops immer öfter ausgeschaltet bleiben.
Wer wollte schon ernsthaft mit seinem Notebook ein Tête-á-tête eingehen? Wo sollte man hin mit dem zweiten bestellten Latte Macchiato? Es sieht halt verdammt blöd aus, ihn über die Tastatur zu kippen. Und es macht das Leben sicher nicht lebenswerter...
dmkoch - 28. Nov, 10:05
Die SPD möchte „neue Akzente in der Familienpolitik“ setzen. Zielsetzung dabei: Es soll kräftig abkassiert werden.
Familien können sich in Deutschland nur schwer in der Politik Gehör verschaffen. Das ist irgendwie auch logisch, schließlich gibt es immer weniger „klassische“ Familien. Die Gesellschaft atomisiert sich und vergreist. Warum also sollten die Parteien Familien unterstützen, wenn sie damit kaum noch Wählerstimmen einsammeln können?! Diese Frage haben sich offenbar auch die Partei-Strategen der SPD gestellt und entsprechend beantwortet. Unter dem Deckmäntelchen verbesserter Kinderbetreuung soll kräftig in die Taschen der Familien gelangt werden durch Kappung des so genannten Ehegattensplittings.
Bislang ist es so: Heiraten zwei Menschen, dann werden sie steuerlich gemeinsam belangt. Ihre Einkommen werden zusammengerechnet und insbesondere bei stark unterschiedlich verdienenden Ehegatten kommt gegenüber der Individualbesteuerung ein Vorteil dabei heraus. Vor allem profitieren also Familien von dieser Regelung, in denen ein Partner arbeitet und Geld verdient, während der andere Partner sich (unentgeldlich) um Kinderbetreuung und den Haushalt kümmert. Diese Aufteilung ist meist nicht einer stock-konservativen Weltanschauung geschuldet, sondern vielmehr dem Umstand, dass die Betreuung und Erziehung von mehreren Kindern samt Haushaltsführung mit der Ausübung eines Berufes meist nur schwer vereinbar ist. Im Übrigen sind die Besteuerung eines Halbtagsjobs (in der üblichen Steuerklasse V) und die Kosten für eine Kindertagesbetreuung in entsprechenden Einrichtungen so hoch, dass sich der Stress für die Betroffenen nicht lohnt.
Statt nun aber Anreize für die Aufnahme einer Beschäftigung zu setzen, zum Beispiel durch Schaffen eines Familiensplittings (Verteilung der Steuerlast entsprechend der Kopfzahl im Haushalt), schlägt die selbsterklärte Partei der sozialen Gerechtigkeit den entgegengesetzten Weg ein. Der Splitting-Vorteil soll gekappt werden.
So kann man es natürlich auch machen. Denn: Wenn das Einkommen von Familien reduziert wird, muss quasi zwangsweise ein zweites Einkommen her.
Gern argumentiert die SPD mit einem Klischee. Es wird das Bild einer reichen Ehefrau skizziert, welche faul zuhause herumsitzt, sich die Zeit in den Mode-Boutiquen dieser Welt vertreibt und vom hohen Einkommen ihres Mannes partizipiert.
Ungeachtet unstrittiger Vorteile des Ehegattensplittings, ist es an dieser Stelle hilfreich, sich noch einmal den Leitgedanke des Ehegattensplittings vor Augen zu führen.
Diese Form der steuerlichen Behandlung basiert auf der Ansicht, dass die Familien die Keimzelle der Gesellschaft bilden und deshalb als besonders schutzwürdig angesehen werden.
Was verstaubt klingt, hat konkret für den Staat einen enormen Nutzen. Denn Familienangehörige müssen auch wirtschaftlich füreinander einstehen. Selbst Kinder werden, wenn sie über ein hinreichendes Einkommen verfügen, vom Staat zur Kasse gebeten im Falle der wirtschaftlichen Not ihrer Eltern. Umgekehrt haben auch Eltern ggf. bis ans Ende ihres Lebens wirtschaftlich für ihre Kinder und Ehegatten einzustehen, bevor der Staat einspringt.
Nur billig ist demnach, die Familien steuerlich zu fördern. Das muss nicht zwingend bedeuten, dass Ehegattensplitting in seiner bisherigen Form zu belassen. Wie wäre es mit einem Haushaltssplitting für Partner, gleich ob mit oder ohne Trauschein, gleich ob mit oder ohne Kindern?
Gedankenspiele lassen sich dazu viele anstellen. Hoffentlich besinnen sich die Sozialdemokraten auch noch einmal besserer Lösungen.
dmkoch - 22. Nov, 13:31