Sonntag, 7. September 2008

Fußball, Investoren und der Untergang des Abendlandes...

Die Fußball-Bundesliga steht vor den Trümmern ihres ausgehandelten TV-Vertrages und in England investiert ein Scheich die aberwitzige von 185 Millionen Euro in einen mittelmäßigen Verein. Steht der Untergang des hiesigen Fußballs kurz bevor?

Herr Koch stellt sich diese Frage, da er leidenschaftlicher Fußball-Fan ist. Allerdings sehe ich nur einen scheinbaren Zusammenhang. Auf den ersten Blick mutet es selbstverständlich bitter an, dass die Bundesliga den gerade erst ausgehandelten TV-Vertrag mit der Sirius-Gruppe aus kartellrechtlichen Gründen wieder einstampfen muss, während gleichzeitig in England die ADUG-Gruppe um Scheich Al-Fahim mit zig Millionen im Alleingang den Klub Manchester City übernimmt. Natürlich beschleicht deshalb jetzt die Fußball-Bosse hierzulande die Befürchtung, dass sie mangels sprudelnder TV-Einnahmen auf lange Sicht sportlich im Vergleich mit ausländischen Klubs hinterherhinken werden.

Doch Herr Koch meint, dass sie deshalb trotzdem nicht bei den neuen Verhandlungen um einen TV-Vertrag überziehen sollten. Denn gerade der finanzielle Einstieg eines schwerreichen Öl-Scheichs bei Manchester City zeigt doch, dass die Bundesliga allein mit Geldern aus der TV-Vermarktung den sportlichen Rückstand zu Klubs der englischen Liga wird nicht ausgleichen können.

Statt zu hoch zu pokern und den Fan vom „Ereignis“ Bundesliga abzukoppeln, sollte der bisherige Kurs beibehalten werden. Die Stadien der Bundesliga sind so voll wie sonst nirgendwo in Europa. Die Einschaltquoten im Free-TV sind sehr hoch und zugleich wird die Nachwuchsförderung der Klubs immer professioneller. Deshalb hat auch die Nationalmannschaft endlich wieder den Anschluss an die besten Mannschaften der Welt geschafft. Gerade erst wurde die U19 Europameister. Während die englische Nationalmannschaft den Mangel guter Nachwuchstalente beklagt, kann Deutschland aus dem Vollen schöpfen.

Was würde also eine Verteuerung der Ware Bundesliga bedeuten? Die Preise für Fußball im Pay-TV würden noch weiter nach oben gehen, gleichzeitig würde Fußball im Free-TV zur knappen Ware. Die Fans würden abgekoppelt und sie würden sich abwenden, zum Beispiel hin zu anderen Sportarten oder hin zu unterklassigen Ligen. Die im internationalen Vergleich hohen Zuschauerraten der Ligen 2, 3 und 4 sprechen eine deutliche Sprache. Und trotzdem könnte die Bundesliga nicht gegen die Großinvestments der Öl-Scheichs „anstinken“. Denn irgendeiner bietet immer mehr – TV-Vertrag hin oder her!

Wenn ein Verein wie Manchester United bereit ist, für einen normal guten Stürmer wie Berbatov verrückte 38 Millionen Euro an Ablöse zu zahlen, dann sollte das kein Alarmsignal für die Bundesliga sein. Man sollte sich vielmehr entspannt zurücklehnen und abwanderungswillige deutsche Talente überteuert auf die Insel transferieren. Wenn die englischen Vereine dann Jahr für Jahr den Sieg in der Champions League unter sich ausmachen und die Sache in Langweile zu sterben droht, dann werden die Einschaltquoten für die europäische Meisterliga zurückgehen. Und dann werden auch die Großinvestoren ihr Investment überdenken, wenn es sich mangels Rendite seitens Fan-Interesses immer weniger lohnt.

Die Bundesliga sollte also die Sache aussitzen. Der Untergang des Abendlandes steht noch lange nicht bevor. Und die Nationalmannschaft wird sich über den alternativen Weg der (vergleichsweise günstigen) Talentförderung freuen.

Freitag, 5. September 2008

"Sticky & Sweet" - Madonna in Düsseldorf!

Die Vorfreude steigerte sich tagsüber von Minute zu Minute. Gestern Abend war es dann endlich soweit. Frau und Herr Koch waren beim Madonna-Konzert.

Als wir gegen 19:30 Uhr in der Düsseldorfer LTU-Arena ankamen, wunderten wir uns. Wenn bei Fortuna 10.000 Fans im Anmarsch sind, gibt es stets lange Schlangen an den Eingängen. Das Madonna-Konzert war zwar mit 38.000 Fans gestern nicht komplett ausverkauft. Dennoch hätten wir nicht gedacht, dass man so schnell in die Arena hineinkommen würde.

Dafür waren die Schlangen dann an den Catering-Ständen umso länger. Gute Stärkung war aber auch in jedem Fall angebracht, denn der Abend wurde lang, sehr lang.

Diva Madonna ließ bis 21:30 Uhr auf sich warten und kam dann mit gehörigem Zeitabstand zu Brit-Pop Sängerin Robyn (Vorgruppe). Und wie sie kam! Sie kam gewaltig – von einem Thron steigend. Hätte man von Madonna etwas anderes als diesen standesgemäßen Start der Pop-Queen erwartet?! Es folgten gut zwei Stunden atemberaubende Bühnen-Show mit einer wilden Mixtur von 25 Jahren Madonna-Karriere, sogar gewürzt mit ein bisschen Folklore.

Stücke von ihrem neuen Album „Hard Candy“ sorgten ebenso für Stimmung wie die Klassiker vom Schlage „Like a Prayer“, „Give it to me“ oder auch „Hung up“. Madonna streute diese Klassiker im frechen Eigen-Remix aus Techno-, Funk- oder Rap-Klängen geschickt unter die Songs jüngerer Vergangenheit.

Mit ihrem Playback schien Madonna anfangs noch so ein bisschen ihre Probleme zu haben. Jedenfalls wirkte sie, durch die Großaufnahmen auf der Leinwand gut erkenntlich, anfangs nicht immer im Takt mit den Lautsprechern. Aber ihre Bühnen-Performance war dennoch großartig. Irre, wie sie ihre sehr sportlich anmutenden Tanzeinlagen 120 lange Minuten durchzog – bis zum sprichwörtlichen GAME OVER. Denn im gleichnamigen Bühnenwürfel verschwand Madonna. Für immer aus Düsseldorf? Man darf gespannt sein, wie lange sie so ein Programm körperlich in der Lage ist durchzuziehen.

Vielleicht kommt sie ja mit 60 wieder. Es soll ihr ja stets gut gefallen haben in der schönsten Stadt am Rhein. Und vielleicht steigt sie dann mit Ohrstöpseln bewaffnet auf die Bühne. Sollten nämlich ihre Ohren in dem Alter die Lautstärke ihres eigenen Konzertes immer noch schadlos überstehen, wäre das ein ebenso großes Wunder.

Denn – das war das kleine Haar in der Suppe – wir fanden es gestern teils etwas zu laut in der Arena. Und wir sind von der 60 doch noch ein gutes Stück entfernt...

Donnerstag, 4. September 2008

Rückenwind ohne Wind

Die hohen Energiepreise lassen so manchen Pendler verzweifeln und an Alternativen zum Auto denken. Eine davon hat Herr Koch jetzt getestet.

Die Ausgangslage: Herr Koch fährt zwar gern Fahrrad. Aber das Rad ist bislang als Vehikel für den Weg zur Arbeit nicht die erste Wahl. Obwohl nicht gerade unsportlich komme ich nämlich recht schnell bei sportlicher Betätigung ins Schwitzen. Ich müsste mich demnach immer direkt nach Ankunft im Büro waschen und umziehen, um nicht mit streng riechenden Klamotten den Kollegen unter die Nasen zu treten.

Sparen durch Fahrradfahren wäre zwar gesund, aber so auch irgendwie verdammt unpraktisch. Die Lösung könnte ein Elektro-Fahrrad sein. Bislang hat mir – erst recht als Langstreckenläufer – mein Stolz jeden Gedanken an ein Fahrrad mit Hilfsmotor verflüchtigen lassen. Schon das Design hat mich überhaupt nicht angesprochen. Die Generation 80plus dürfte daran mehr Gefallen finden.

Doch man(n) lernt nie aus. Bei einem Besuch der Messe Caravan Salon stach mir gestern ein ziemlich chices Trekking-Rad ins Auge. Und dieses Rad konnte auf einem Parcour mit Steigungen und abschüssigen Rampen auch gleich ausprobiert werden. Etwas erstaunt sah´ ich, wie selbst untersetzte Messebesucher damit durch die Gegend sausten. Des Rätsels Lösung erblickte ich erst bei näherer Betrachtung. Ein kleiner Kasten, angebracht am Fahrradrahmen unterhalb des Sattels, sorgte offenbar für mächtig Vortrieb.

Das musste ich auch ausprobieren. Gesagt, getan. Nun bin ich total begeistert. Getestet habe ich ein Rad der Marke Flying mit 36-Volt-Lithium-Ionen-Akku-Motor, einstellbar in drei unterschiedliche Unterstützungsmodi.

Frei nach dem Motto „viel hilft viel“ bin ich mal direkt im 150 Prozent Modus gestartet. Der Vortrieb war so „brachial“, dass ich fast gegen eine Absperrung geknallt wäre. Man muss es sich so vorstellen wie Fahrradfahren mit kräftig Rückenwind. Ohne Zweifel käme man mit einem solchen Rad ohne einen einzigen Tropfen Schweiß zu vergießen zur Arbeit.

Warum ich trotzdem (noch) nicht umsteige? Weil mir der Preis einfach noch zu hoch erscheint. Das chice Rad soll 2.100 Euro kosten. Und diese Summe treibt mir dann doch wieder Schweißperlen auf die Stirn. Kommt Zeit, kommt bestimmt auch günstigeres Rad...(wenn sich der Hype um Elektro-Räder erst einmal gelegt haben dürfte).

Dienstag, 2. September 2008

Hab keine Angst...

Wer kennt nicht das Gefühl der nackten Panik. Ob Klausur, Polizeikontrolle, Brief vom Finanzamt – die kalte Angst hat uns im Griff. Unverhofft oft!

Doch nicht immer lässt sich Angst einfach erklären. Manchmal schleicht sie sich perfide an, ohne das wir den wahren Grund kennen. Beispiel gefällig?

Gestern saß ich mit einer Kollegin in der Kantine. Sie wählte – gesundheitsbewusst wie Frauen nun einmal sind – den grünen Salat. Das Glück des guten Gewissens sollte sie auf ihrer Seite haben. Doch dann schlug sie zu, die kalte Angst. Die Kollegin schreckte inmitten der Mahlzeit zurück. Sie warf die Hände zum Zeichen des Ergebens in die Höhe. Die Gesichtszüge erstarrten.

Ich war entsetzt, dachte schon an den ersten notfallmedizinischen Einsatz seit Bestehen der Führerscheinprüfung. War es ein Schlag im Herz? Im Hirn? Wie war das noch einmal mit der Mund-zu-Mund-Beatmung?

Ich blickte auf den Teller. War es ein Giftanschlag? Ich konnte nichts erblicken. Fast nichts. Okay, da war auf dem Teller der Kollegin eine Krabbe. Eine unter keinen. Die muss sich wohl im Feldsalat verirrt haben. Die Kollegin rang nach Fassung. Halb lebend, halb sterbend stammelte sie mir eine Erklärung für die Schockstarre entgegen: „Ihgitt! Das ist ja eine Krabbe. Baaaaaahhhh!“ Sie schnappte noch immer nach Luft und holte weiter aus: „Ich hasse Fisch.“

In dem Moment fiel mir ein kompletter Alpengebirgszug vom Herz. Die Kollegin lebte und es war nichts Ernstes – jedenfalls aus meiner Sicht der Dinge. Angestaubtes Rettungsmedizinwissen konnte unangetastet bleiben.

Ins Leben zurückkommend entschuldigte sich die Kollegin und führte aus, sie habe eine Fisch-Phobie. Sie könne weder Fisch essen, Fisch riechen, geschweige denn toten Fisch anschauen. Das hatte ich noch nie gehört.

Sofort habe ich im Netz Wiki beschäftigt und eine irre lange Liste mit Phobien gefunden. Die Fisch-Phobie habe ich dabei auch entdeckt. Wissenschaftlich betrachtet wird sie Ichthyophobie genannt.

Unterdessen bin ich weit davon entfernt, die Kollegin für bescheuert zu erklären. Immerhin kann man ihre Phobie sich noch einigermaßen plausibel erklären. Fisch stinkt – nach ein paar Tagen sogar richtig eklig. Fisch schmeckt auch nicht jedem.

Viel bekloppter ist da schon die Phobie, die mich selber plagt. Denn für die gibt es keine Erklärung. Ich habe panische Angst vor Schlangen. Der Fachmann nennt es Ophiophobie, was die Sache aber auch nicht erträglicher für mich macht. Noch nie habe ich im Leben eine Schlange angefasst. Noch nie habe ich im Leben eine Schlange unmittelbar vor mir gesehen. Stets waren die Viecher von mir mit einer Glasscheibe abgetrennt. Und doch geht mein Puls in die Höhe, wenn ich nur an Schlangen denke oder etwa in Zeitungsartikeln von entwichenen Schlangen erfahre. An die viel zitierte Konfrontationstherapie mit dem auslösenden Objekt für die Panikmache wäre da gar nicht zu denken.

Immerhin: Es geht auch noch eine Stufe bescheuerter. So gesehen habe ich noch richtig Glück gehabt. Denn das Schlimmste ist wohl die Phobiephobie. So bezeichnet die Wissenschaft die Angst, vor der Angst Angst zu haben. Wenn man also vor der Angst Angst hat. Obwohl die eigentlich Angst noch gar nicht da ist – quasi Angst als Grundgefühl.

Also, das macht mir jetzt aber schon irgendwie Angst. HIIIILLLLLLFFFFFEEEEEE! Ich bin wohl nicht mehr zu retten (...)

Montag, 1. September 2008

Würmer aus der Nase ziehen

Seit der Einschulung unseres Juniors vollzieht sich jeden Abend im Hause Koch ein seltsames Spielchen: Würmer aus der Nase ziehen.

Natürlich wollen wir wissen, was denn so tagsüber in der Schule passiert ist und vor allem was denn so gelehrt wurde.

Doch die Antworten lassen uns regelmäßig verzweifeln. Koch Junior gibt sich wortkarg, äußerst wortkarg! Koch Senior versuchte es natürlich zuerst auf die rationale Art in Sachen Aushorchen. Junior sollte seinen Stundenplan zeigen und danach seine Hefte. Die einfache Rechnung von Koch Senior: Man(n) schaue, was auf dem Plan stand, man schaue in das dazugehörige Heft. Und schon wäre man auf dem Laufenden. Doch die Antwort in der letzten Woche mutete an wie ein K.O.-Schlag. „Wir haben keinen Stundenplan, Papa.“

Frau Koch pflichtete bei, dass das tatsächlich so sei. Erst nach den Herbstferien werde nach Plan gelehrt. Vorher obliege es den Lehrern, flexibel die Unterrichtsfolge festzulegen.

So sind wir also auf die Erzählungen von Junior angewiesen. Durch diesen Umstand kristallisiert sich immer klarer heraus: Unser Sohnemann wird nie ein Ass in Nacherzählung. Er kann sich einfach an nichts erinnern.

Frage: „Habt Ihr heute gerechnet?“

Antwort: „Nein! Wir haben nicht gerechnet.“

Frage: „Habt Ihr heute gemalt?“

Antwort: „Neeeeeinnn. Wir haaaaben nicht gemalt.“

Frage: „Habt Ihr heute Buchstaben geschrieben?“

Antwort: „Neee. Wir haben nicht geschrieben.“

Soviel Nichtstun macht uns Angst. Langsam dämmert uns Eltern, warum das Abitur nach 12 Jahren in vielen Bundesländern einfach nicht funktionieren will. Weil bereits in Jahrgangsstufe 1 die Leere gelehrt wird. Die alternative Antwort wollen wir uns selbstverständlich noch nicht eingestehen. Dass nur speziell unser Sohn einfach nichts mitbekommt und wir einen vedammt faulen „Sack“ im Familiennest durchfüttern. Nein, Antwort B kann nicht sein. Bei den Eltern! Jedenfalls beschleicht uns das Gefühl, dass wir uns noch verdammt wundern werden – so oder so (...)

Samstag, 30. August 2008

Bio = besser?

Es grünt so grün in deutschen Supermärkten. Doch nicht immer ist Bio besser!

Diese Erfahrung machte Herr Koch jetzt bei „Feinkost Albrecht“. Als klassischer Smartshopper gibt Herr Koch gern für etwas Gutes auch etwas mehr aus. Eine Menge wird beim Discounter eingekauft, aber eben nicht alles. Brötchen zum Beispiel schmecken einfach vom Bäcker wesentlich leckerer. Dort ist zudem die Auswahl größer.

Andererseits gibt es aber auch so viele richtig gute Dinge beim Discounter. Einen besseren Orangensaft als den von ALDI habe ich bislang noch nirgends kaufen können. Allenfalls frisch gepresster Saft stellte eine brauchbare Alternative dar. Umso erstaunter war ich nun, als ALDI seinem leckeren O-Saft Konkurrenz – quasi aus eigenem „Stall“ - in Form eines Bio-Orangensaftes an die Seite der Verkaufspaletten stellte.

Neugierig habe ich zugegriffen. Dabei habe ich mir nicht einmal den Preis gemerkt. Ich wollte es einfach ausprobieren. Damit bin ich um eine Erfahrung reicher. Der Saft schmeckt nicht. Im Blindtest hätte ich ihn eher einem wässrigen Konzentrat zugeordnet. Von Bio hätte ich mir mehr versprochen, etwa einen vollfruchtigen Geschmack.

Ich kann also weiter getrost ein paar Cent sparen und auf den „normalen“ Saft zurückgreifen. Obwohl mich natürlich jetzt schon ein ungutes Gefühl beschleicht. Wenn der Saft nicht Bio ist, ist er dann womöglich aus Orangen, die mit der Giftpistole besprüht wurden?

Egal, es hat mich bislang nicht umgehauen. Ein bisschen Risiko ist immer!

Freitag, 29. August 2008

Kranke Karte

Es sollte eines der größten IT-Projekte des Landes werden. Jetzt mutiert die elektronische Gesundheitskarte zum Rohrkrepierer. Berufsbedingt habe ich als PR-Manager viel mit Unternehmen der Medizintechnikbranche zu tun. Entsprechend aufmerksam habe ich gestern in der Rheinischen Post den Artikel „Entleerte Gesundheitskarte“ gelesen. Seit Jahren schon wartet Deutschland auf die Einführung von elektronischen Gesundheitskarten. Als Wunderwaffe wurden sie ja auch gepriesen. Ursprünglich war angedacht, auf einem Kartenchip nicht nur die Personendaten der Patienten zu speichern, sondern auch digitalisierte Rezepte. Ferner sollte die elektronische Gesundheitskarte (eGK) wie eine Art Zugangsschlüssel fungieren. Eingesteckt in ein Terminal beim Arzt sollte selbiger Zugriff erhalten auf eine zentral auf einem Server abgespeicherte Patientenakte. Vorteil: Man hat sofort alle Daten des Patienten, seinen Behandlungsprozess sowie Medikationen im Blick.

Einfache Dinge funktionieren in Deutschland aber nicht einfach. Technisch wäre so gut wie alles möglich. Doch die Bedenkenträger lauern überall. Mehr als 1.000 Gründe wurden vorgeschoben, vor allem Aspekte des Datenschutzes. Das sei doch alles zu gefährlich. Der Patient werde gläsern. Jede Krankheit werde für jeden transparent (...). Jetzt kommt die Karte trotzdem. Und sie kommt als Mogelpackung. Erst einmal wird die Karte – wie bisher – die Personendaten der Versicherten enthalten, einen Auslandskrankenschein auf der Rückseite und (das ist wirklich neu) ein Foto des Patienten. Missbrauch ausgeschlossen!

Die Wahrheit, warum die Karte in dieser kastrierten Form jetzt eingeführt wird, werden die Lobbygruppen der Ärzte, Krankenkassen und Apotheker den Patienten natürlich verschweigen. Weil sie sich für diese Gruppen nicht gerechnet hätte. Die Karteninfrastruktur kostet Geld. Doppeluntersuchungen oder Verschreibungen könnten aber durch den zentralen Zugriff auf Patientendaten vermieden werden, entsprechende lukrative Abrechnungen inklusive.

Ich beobachte den Markt schon länger. Meine Einschätzung: Die Karten-Blockierer werden sich nicht lange an ihrem Sieg erfreuen können. Der Patient wird schon bald keine Karte mehr benötigen. Der amerikanische Markt macht es vor. Hier führen gerade die Software-Gigangen Google und Microsoft elektronische Patientenakten nach Art privater Online-Accounts ein. Die Angebote heißen Google Health und HealthVault und greifen den Trend auf, dass immer mehr Patienten ihre Gesundheitsdaten selbst verwalten und jederzeit einsehen wollen. Weil sie eben keine Lust haben, bei jedem Arzt immer wieder die gleichen Untersuchungen über sich ergehen zu lassen.

In Deutschland wäre das nicht möglich? Da sollte sich mal kein Halbgott in Weiß verschätzen. Mit Akteonline.de steht ein kleinerer Service bereits in den Startlöchern.

Das Totschlag-Argument „Datenschutz“ dürfte nicht ziehen. Bankdaten sind mindestens genauso sensibel und das Online-Banking hat sich trotzdem durchgesetzt. Und wer erinnert sich nicht an den Abschluss seiner Lebensversicherung. Ohne Einwilligung, dass der Hausarzt von seiner ärztlichen Schweigepflicht entbunden wird und die Versicherung Zugang zu sensiblen Gesundheitsinformationen erhält, kann man solche Versicherungen überhaupt nicht mehr abschließen.

So dürfte für Deutschland also gelten: Die Karte kommt und keinen braucht es zu interessierten. Die Zukunft heißt Akte 2.0!

Donnerstag, 28. August 2008

Elternabend

Was ist schlimmer als eine Horde Erstklässler? – Die Horde der dazugehörigen Eltern! Wenn es für diese These einer Bestätigung bedurfte, dann habe ich sie gestern eindrucksvoll vermittelt bekommen. Denn der erste Elternabend stand an und ging auch schon richtig gut los – mit der Platzsuche. Herr Koch hatte sich einfach mal so an einen Tisch gesetzt auf einen Stuhl. An irgendeinen Tisch, auf irgendeinen Stuhl! Dafür erntete ich teils recht verstörte Blicke. Manche Eltern wussten nämlich, wo ihr Kind in der Klasse sitzt und wollten sich exakt dorthin setzen. Zum Glück gab es mehr Stühle als anwesende Eltern, so dass auch geistig etwas weniger flexibel gestrickte Erziehungsberechtigte am Ende doch noch ihren Platz fanden.

Vor dem nächsten Elternabend werde ich Junior mein Badehandtuch mitgeben. Damit kann er dann seinen Platz für mich markieren und freihalten. Sonst setze ich mich womöglich wieder falsch hin.

Die „Reise nach Jerusalem“ markierte jedoch erst den Start eines Elternabends, den ich nie vergessen werde. Durch eine vergleichbare Veranstaltung im Kindergarten war ich bereits vorgewarnt. Doch ein Kindergartenelternabend ist nichts im Vergleich zu einem Schulelternabend. Weil sich das Betroffenheitsempfinden mit zunehmendem Kindesalter bei den Eltern offenbar tatsächlich steigert. Es heißt ja auch trefflich: „Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen.“

Im Kindergarten wurde noch heiß über die Frage diskutiert, ob denn der Kakao XY gut für Kinder sei. Irgendeiner habe mal irgendeinem auf irgendeiner Gartenparty erzählt, er habe da was gelesen, dass nämlich besagter Kakao XY aus Milch von Kühen bestünde, die auf Wiesen grasten, in deren Nachbarschaft gen-manipulierter Mais angebaut würde. Gestern nun wurden alle anwesenden Eltern von der brutalen Kakao-Realität in Deutschland eingeholt. Denn ob gen-manipuliert oder nicht, ob von glücklichen Kühen oder nicht – Kakao enthält Zucker. Ein Schulkakao enthält ungefähr drei Würfelstücke Zucker und das sei lt. Klassenlehrerin halt ungesund. Man solle sich gut überlegen, ob man weiter Kakao für sein Kind bestellen wolle oder nicht. So relativ ist das also mit dem Kakao. Punkt!

Das Thema „Kopfläuse“ sollte vor Tagesordnungspunkt „Religionsunterricht“ eigentlich nur kurz gestreift werden. Kurze Ansage von der Klassenlehrerin: „Bitte informieren Sie uns umgehend, wenn Sie bei Ihrem Kind Läuse feststellen. Schicken Sie Ihr Kind nicht in die Schule. Gehen Sie in die Apotheke und besorgen sich ein entsprechendes Shampoo.“ Hatte die Dame wirklich geglaubt, so billig aus der Läuse-Nummer herauszukommen? Zumal sie auch noch erwähnte, man könne bei Gefahr von Kopfläusen bestimmte Shampoos auch präventiv einsetzen.

Wer im Kindergarten über gen-manipulierten Kakao diskutierte, der lässt sich doch nicht mit dem Hinweis auf den Gang zum Apotheker bei Kopfläusen einfach so „abspeisen“. Natürlich nicht! Es meldete sich eine Mutter, die über präventiv eingesetzte Mittelchen wetterte, was ihre Galle an Gift hergab. Einzig wöchentliche Kontrolle des Kindkopfes sei angesagt. Außerdem hielt sie noch einen Monolog über die genaue Diagnosestellung von Läusen. Nicht alles, was nach Läusen aussehe, seien auch Läuse. Und was vordergründig nach Schuppen aussehe, könne sehr wohl auch Lausbefall bedeuten. Wichtig sei auch, die genaue Entfernung zu bestimmen der unbestimmten Elemente vom Sitz im Haar bis zur Kopfhaut.

Ein ebenfalls von dem Thema geplagter Vater sah den Moment für sich gekommen und griff die Steilvorlage auf. Er habe eine Werbeagentur, die für einen namhaften Hersteller von Läuseshampoo Werbung mache. Und er kenne sich demnach mit der Thematik aus. Das sei wirklich alles ganz schlimm mit den Läusen, aber auch wiederum nicht, wenn man geeignete Mittelchen nehme. Aber – klar – nicht präventiv, sondern bei Lausbefall. Und er könne Broschüren zur Verfügung stellen (...).

JA, ES WAR GENAU SO! Es hat sich so zugetragen in Düsseldorf-Grafenberg am 27.08.2008. Und genauso lang wie dieser Blog-Eintrag zog sich der Abend hin. Es waren Leute dabei, die ihr Kind nicht in den Religionsunterricht schicken möchten, weil ihr Kind Angst vor der düsteren Atmosphäre in Kirchen habe. Andere wiederum verlangten von der Schulleitung, sie möge sich dafür einsetzen, dass das absolute Halteverbot vor der Schule (es handelt sich um eine vierspurige Bundesstraße plus Straßenbahntrasse) doch bitte für die Morgenstunden gelockert werden solle – usw. (...).

Beim Thema „Cash“ ging es abschließend dann doch ganz schnell! 30 Euro waren in die Klassenkasse einzuzahlen. Es wurde eine ganze Latte an entschuldigenden Begründungen für die Höhe der Summe angeführt. Und zumindest das war geeignet, den Eltern die Sprache zu verschlagen. Es wurde brav gezahlt und dann nachhause gegangen.

Man kann nur hoffen, dass kein Anwesender vom Hartz-IV-Regelsatz leben muss. Dem dürfte es gestern nicht nur die Sprache verschlagen, sondern auch noch eine schlaflose Nacht bereitet haben. Und der nächste Elternabend kommt bestimmt. Immerhin wird der Eintritt hierfür (noch) kostenlos sein. Dafür wird – garantiert – beste Unterhaltung geboten. Ob man dabei lachen oder weinen soll, bleibt jedem selbst überlassen.

Familie Koch

Düsseldorf

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